Wir reisen in den Nordosten der Schweiz, genauer gesagt in den nördlichen, äussersten Zipfel des Kantons Zürich. Es geht ins Stammertal: dort, wo der Hopfen gedeiht, das Schlösslein auf dem Hügel thront und ein Fachwerkhaus schöner ist als das andere. Seit fast 600 Jahren gehören die vier Dörfer Oberstammheim, Unterstammheim, Guntalingen und Waltalingen als äusserste Gebietszipfel zum Kanton Zürich. In der Talebene gedeihen vielfältige Spezialkulturen wie Spargeln, Melonen, Beeren, Reben und der Hopfen. Hier befindet auch einer der grössten Rebberge des Kantons. Das Stammertal bietet eine Vielzahl an Ausflugsmöglichkeiten. Wie wärs mit einer aussichtsreichen Wanderung zum 12,5 Meter hohen Aussichtsturm «Vorderhütten» auf dem Stammerberg, einem Schlossbesuch mit Abendessen auf dem Schloss Schwandegg oder einem geführten Rundgang auf dem Hopfenlehrpfad?
Dank der guten Anbindung an den Öffentlichen Verkehr ist auch Zürich relativ rasch erreichbar. Zum Übernachten mit dem Camperbus stehen zwei einzigartige Lokationen zur Auswahl. Wie wärs mit einer Rast auf einem der Camperstellplätze beim Stammheimer Hopfenhof «Hopfentropfen»? Oder lieber hoch oben auf dem Minicampingplatz, im Schlosswäldchen beim Schloss Schwandegg?
Unser Besuch auf dem Schloss Schwandegg
Das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Schwandegg, auf der Egg, einem Hügel nordwestlich von Waltalingen, war damals noch eine einfache Turmburg. Als erster Burgbesitzer erscheint 1288 der Ritter Heinrich von Schwandegg. Bis ins Jahr 1413 befand sich Schwandegg in Schwandegger Hand. 1422 starb der letzte Ritter von Schwandegg. Danach wechselte die Burg mehrmals den Besitzer, bis sie 1546 abgebrochen und die Steine für die nahegelegene Rietmühle verwendet wurden. 1553 kaufte Thomas Blarer aus Konstanz die Schwandegg, welche sich in einem trostlosen Zustand befand und baute die Burganlage mit der Erweiterung Richtung Westen wieder auf.
Während den vielen Besitzerwechseln, Missgeschicken und Schicksalsschlägen in den folgenden Jahrzehnten wurde Schwandegg mehrmals umgestaltet und umdekoriert. 1617 liess der damalige Schlossbesitzer und Handelsherr Tobias Schmelz aus Kempten im Allgäu Bauleute und Handwerker aus seiner Region herkommen. Es erfolgte die Erweiterung vom Rebberg am Schlosshügel, der Südostflügel mit dem Rittersaal wurde errichtet sowie Treppengiebel-Kleinbauten und die später zum Ökonomiegebäude umgebaute Trotte entstand. Weitere Besitzerwechsel standen an. Mal war der Schlossherr ein Bergwerksunternehmer, mal ein Baron. Kurz gesagt hatte jeder Schlossherr seine eigenen Einrichtungs- und Dekorationsideale.
Der eine Schlossbesitzer liess Ornamente und Dekorationsmalereien anfertigen, sein Nachfolger liessen sie wieder übertünchen. 1873 zog zum Bespiel Baron Elsener im Schloss ein und bestrebte, den Rittersaal als Schauraum seiner Waffen- und Möbelsammlung zu nutzen. So musste das Cheminée weichen, welches auch die Heizungseinrichtung im Rittersaal war. Der Saal wurde aufwändig tapeziert, die hölzerne Federdecke 20cm tiefer gesetzt, die Fenster wurden mit Läden ausgerüstet und heraldisch bemalt und die Südwestfassade mit Wappen geschmückt. Jahre später baute man das Cheminée wieder ein.
1890 schenkte Karl Fierz-Landis das Schloss der Stadtbürgergemeinde Zürich, mit der Bedingung, dass das Schloss mit samt seinen wertvollen Sammlungen dem künftigen Landesmuseum überlassen werde. Dies trug vermutlich dazu bei, dass Zürich das schweizerische Landesmuseum erhielt. 1918 brannte das Ökonomiegebäude nieder und 1933 fiel der Nordwestflügel einem Grossbrand zum Opfer. 1935 wieder aufgebaut, nahm der letzte Schlossherr Caspar Oswald Flüchtlinge und Behinderte auf. 1974 verkaufte er das Schloss altershalber dem Kanton Zürich, der es restaurieren liess und ein Restaurant mit Jugendherberge einrichtete.
Gastronomie, Hotel und Grillkurse
Wieder einmal erhält das Schloss eine neue Robe. Von September 2020 bis April 2021 ist das Schloss eingepackt im Winterkleid. Die Fassade, Fenster und Fensterläden erhalten einen frischen Anstrich. Ab dem Frühling 2021 thront das Schloss Schwandegg frisch renoviert, hoch oben über Waltalingen. Heute beherbergt das Schloss ein Restaurant mit gehobener, regionaler und saisonaler Küche. Seit 2018 sind Noé, Jari und Kim Nyaguy mit ihrem sympathischen Team die Gastgeber auf dem Schloss Schwandegg.
Das Hotel lädt mit stilvoll hergerichteten, restaurierten Themen-Zimmern zum Übernachten ein. Auf Schwandegg befindet sich auch die erste WEBER Grill Academy der Schweiz. Nicht nur die erste Academy, sondern mit Claudine Nyaguy auch die erste Grillmeisterin der Schweiz. Im Team mit Oliver Nyaguy geben die Beiden ihr Wissen in den exklusiven Grillkursen an die Gäste weiter. Das neuste Highlight ist der Mini-Campingplatz am Fusse des Schlosses.
Der Mini-Camping
Wie wärs mit einer Übernachtung im Schlosswäldchen im eigenen Camperbus? Wer eine kurze Auszeit sucht, ist hier goldrichtig. Ganz wichtig: Bitte im Voraus reservieren!
Stellplatz im Schlosswäldchen Ideal für Dachzeltcamper und Camperbusse Sanitäranlage im Schloss
Da der Platz begrenzt ist, eignet sich dieser Minicamping v.a. für Dachzeltcamper, Camperbusse bis 6m oder einfach eine Familie oder Gruppe, die sich kennt.
Der Campingplatz befindet sich ruhig gelegen und windgeschützt im Wäldchen am Fusse des Schlosses. Im Schlosswäldchen führt auch gleich der Wanderweg hinab nach Waltalingen und weiter nach Ober- und Unterstammheim. Der Stellplatz beinhaltet eine eigene Einfahrt, eine grosszügige Feuerstelle mit Blick auf Stammheim und die Hopfenfelder, einen Kinderspielplatz mit Schaukel- und Klettermöglichkeiten, Stromanschluss CE16 oder T13 sowie Trinkwasser. Die sanitären Anlagen befinden sich im Schloss. Diese sind über einen kurzen Fussweg erreichbar. Für CHF 10.00/Tag kann ein WEBER PULSE Elektrogrill inkl. Werkzeug und Geschirr gemietet werden. Wer aber keine Lust auf Campingküche, Camperfrühstück und den Abwasch hat, kann sich im Schlossrestaurant bei gehobener Küche aus regionalen, saisonalen und hausgemachten Produkten verwöhnen und den Tag ausklingen lassen. Optional stehen zum Frühstück 3 verschieden grosse Starter zur Auswahl. Ein kleines, mittleres oder grosses Frühstück.
Hier sind Hopfen und Malz nicht verloren
Der stammheimer «Hopfentropfen» Hopfenhof wird bereits in der dritten und vierten Generation gepflegt. Mit viel Leidenschaft und Erfolg betreibt die Familie Reutimann den Hopfenanbau, der grosse und intensive Handarbeit erfordert. Dank einer Schnapsidee, dem «Hopfentropfen», gelang der Familie Reutimann 1997 der Einstieg in die Hopfen-Direktvermarktung und ein Jahr später in den Agrotourismus. In den letzten 20 Jahren wurde das Angebot bei den Produkten und im Agrotourismus entsprechend den Bedürfnissen der Gäste angepasst und erweitert. Trends wurden rechtzeitig erkannt, umgesetzt und integriert. Die Produkte vom Hopfentropfen sind alle gesund, regional und saisonal. Hier wird nicht einfach nur Hopfen angebaut. Neben dem klassischen Hopfen und dem Bitterhopfen gibt es heute auch sogenannte Flavour-Hopfen mit verschiedenen Fruchtaromen. In den Hopfenanlagen wachsen zehn verschiedene Hopfensorten, die nach der Trocknung direkt auf dem Hof zu Pellets verarbeitet werden. Der Einsatz verschiedener Hopfensorten macht die Biervielfalt fast unendlich.
Hopfendolde Hopfentropfen-Produkte
Wie wäre es mit einer Führung auf dem Hopfenlehrpfad? Markus und Christoph führen euch mit grosser Begeisterung und Fachwissen durch den Hopfengarten. In der Braustube folgt eine kurze Erläuterung. Dazu gibt es Hausbier, Mineralwasser, Süssmost und Treberbrot und natürlich die Degustation der vielen feinen Hofprodukte.
Bio Hofladen Besenbeiz mit Biertankstelle
Weitere Angebote sind: Bier- und Whiskyseminare, Schaubrauen, Bier & Dine, vom Bier zum Whisky, Degustationen, Hopfen als Arzneipflanze, Bierolympiade, Hofladen, Besenbeiz oder gar Feste feiern auf dem Hof. Da kommt es doch gerade recht, dass hier beim Hopfentropfen-Hof Camperstellplätze zur Verfügung stehen. Bei park4night mit hervorragenden 5 von 5 Sternen bewertet. Von Mai bis Ende Oktober können die Camper in der Besenbeiz essen. Im Winter gibt es nur Getränke und die Produkte vom Hofladen. Die Toiletten sind das ganze Jahr offen.
Weiterführende Informationen und Links
- Schloss Schwandegg
- Stammheimer Hopfentropfen
- Zürcher Gemeinde Stammheim
- Das Zürcher Weinland
- Reisetipps bei Swiss Travel Center
- Stellplätze Weltweit
Kartenmaterial für Wanderungen und Velotouren
- Swisstopo 1052 1:25’000
- Schaffhausen Winterthur Wanderkarte 1:60’000 von Hallwag/Kümmerly+Frey