Im Sommer zelten gehen ist keine grosse Sache. Zelt, Schlafsack und Luftmatratze reichen zum Übernachten. Doch wie ist das im Winter? Es gibt inzwischen unzählig viele Ratgeber, Bücher und Packlisten zum Thema Wintercamping. Da liest man von High Tech Materialien, Iso-Matten, Spezialschlafsäcken, Spezialzelten, Unterwäsche aus Merinowolle, usw. Viele Tipps sind deckungsgleich oder aber total verschieden. Wofür soll man sich da beim Kauf entscheiden? Daune oder Kunstfaser, selbstaufblasende Matten oder Luftmatten mit Daunenfüllung? Fragen über Fragen. Jedenfalls weiss ich eins: Das könnte teuer werden!
Gute Vorbereitung ist die halbe Wärme
Bevor ich mich nun in die Unkosten stürze und mich mit allerlei nützlichen und unnützen Sachen eindecke, checke ich meine Campingausrüstung. Das Zelt ist schnell gefunden. Ich nehme das kleine 2er Zelt. Es ist schnell aufgebaut und hat schon manchen Sturm problemlos überstanden. Unter das Zelt werde ich zusätzlich eine Plastikfolie auf den Boden legen, weil der Boden vom letzten Schneeregen noch recht nass und aufgeweicht ist.
In vielen Ratgebern habe ich gelesen, dass die Dicke der Schlafmatte mindestens 6cm haben muss. Wenn die Isolation vom Boden her nicht ausreichend ist, nützt die beste Matte und der beste Schlafsack nichts. Nun, ich habe einige Schlafmatten in meiner Ausrüstung, aber keine, die so dick ist. Also staple ich zwei selbstaufblasende Luftmatten aufeinander. Darunter kommt noch eine dicke Yogamatte aus Schaumstoff. So erreiche ich 10cm. Das müsste reichen.
Schlafsäcke haben sich in all den Jahren einige angesammelt, ich habe verschiedene Modelle zur Auswahl. Einen Winterschlafsack habe ich allerdings nicht. Doch irgendwie sind alle Schlafsäcke etwas zu lang und zu gross. Da geht nachts viel Wärme verloren. Ein Outdoorspezialist hat mir vor kurzem erklärt, wie man die richtige Länge des Schlafsacks findet. Wenn man sich hineinlegt, die Kapuze schliesst und aufsitzt, darf es nicht spannen. Wenn über dem Kopf noch 5cm übrig sind, ist die Länge ideal. Überschüssiges Volumen eines zu breiten Schlafsacks kann mit Bekleidung aufgefüllt werden, wie z.B. einer Daunenjacke, die man zum Schlafen zusätzlich anzieht. Ein zu langer Schlafsack kann im Füssende mit Kleidern und einer warmen Wasserflasche ausgefüllt werden. Die Wasserflasche ist zusätzlich auch noch eine Wärmflasche für die Füsse und man hat am Morgen bereits lauwarmes Wasser zum Kaffee kochen. So kann sich das Auftauen von Wasser sparen. Ich entscheide mich für zwei Kunstfaser-Minus-fünf-Grad-Schlafsäcke, die ich ineinanderschiebe. Somit habe ich gleich das Grössen-Problem gelöst und die Isolation erhöht. Kurz probeliegen, passt, prima!
Die Mütze und die Stirnlampe dürfen auch nicht fehlen. Nun zur Kleidung. In den meisten Ratgebern habe ich gelesen, dass man mit den Kleidern in den Schlafsack steigt. Alles was man trägt, isoliert zusätzlich und wenn man nachts mal raus müsste, ist man bereits warm angezogen. Ich entscheide mich für die lange Merino-Unterwäsche, ein zusätzliches paar Schurwollsocken, eine gefütterte Sporthose, ein Daunenmix-Gilet und eine Daunenjacke. In letzter Minute entscheide ich mich doch noch dazu, die Skihose mitzunehmen. Es wird ordentlich kalt in der Nacht. Zuletzt packe ich noch ein gutes Buch ein. Ich mache das Experiment zu Hause im Garten. Mit meinem zusammengepuzzelten Equipment will ich es nicht übertreiben und kann, falls es zu kalt wird, mein Biwak verlassen und ins Haus gehen. Zudem ist gerade noch Fasnacht. Es könnte also noch etwas unerwartetes kommen!
Das Experiment kann starten
Inzwischen ist es minus vier Grad und es wird langsam dunkel. Gut angezogen, gewappnet mit der Stirnlampe gehe ich zum Zelt, welches ich bereits am Nachmittag aufgestellt habe. Die Schlafsachen habe ich schon ins Zelt gelegt. Ich merke beim Öffnen des Zeltes, dass die kleinen, kunststoffigen Fensterchen beim Eingang von der Kälte ganz hart geworden sind. Auch der Reissverschluss ist sperrig und steif. Ich krieche in den Schlafsack, stopfe die Skihose und die warme Wasserflasche ins Fussende und schliesse den Schlafsack. Die Schuhe nehme ich mit ins Zelt und stelle sie neben meinen Schlafplatz. Das Handy lege ich mit in den Schlafsack, weil sich durch die Kälte der Akku entladen würde. Dies ist übrigens empfehlenswert für alles, was nicht einfrieren darf, wie zum Beispiel der Akku des Fotoapparats oder die Kontaktlinsen. Ich lese noch etwas und schaue mir die Sterne an. Den Reissverschluss vom Zelt lasse ich in der Nacht etwas offen, damit das Zelt gut durchlüftet wird. Im Herbst hatte ich mal den Fehler gemacht und das Zelt vor dem Schlafengehen ganz zugemacht. Am Morgen ist dann das Kondenswasser auf mich heruntergetropft, was sehr unangenehm war. Diesen Fehler mache ich diesmal nicht mehr.
Die Nacht verlief ruhig und die Fasnächtler haben mich auch in Ruhe gelassen. Dafür kann die Nachbarskatze zu Besuch und legte sich zu mir auf den Schlafsack. In der 2. Nachthälfte wurde es dann richtig kalt. Ich habe mich noch tiefer in meinem Schlafsack verkrochen. Die Skihose kam dann im Morgengrauen auch noch zum Einsatz. Als ich am Morgen das Zelt verliess, machte ich eine Kontrollrunde ums Zelt. Der Reissverschluss des Zelts war steif und die Plastikfensterchen waren so hart, dass man schon fast Angst haben musste, dass sie demnächst zerbrechen würden. Der Zeltstoff fühlte sich brettig und steif an. Mein Heimweg war kurz und drinnen im Haus war es wunderbar warm. Was für ein Luxus! Nach einem ausgiebigen Morgenessen mit Kaffee begann ich, mein Biwak abzuräumen.
Mein Fazit zum Wintercamping mit Zelt
Die Idee, zwei Schlafsäcke ineinander zu schieben, war gar nicht schlecht. Die aufgestapelten Luftmatten waren nicht ganz ideal. Vom Boden her hatte ich genug Isolation. Es kam keine Kälte durch. Jedoch machten sich die drei Matten in der Nacht selbständig und rutschten mehrmals auseinander. Bei der Bekleidung gibt es sicher auch noch Verbesserungsbedarf, damit man sich trotz Zwiebelschalenprinzip noch gut bewegen kann. Wichtig ist, dass man die richtigen Kleidermaterialien auswählt. Sie sollen warm geben und atmungsaktiv sein, damit man nicht zu schwitzen beginnt. Man soll sich mit den Kleidern auch gut bewegen können, sonst wird das Wintercamping ein Kampf.
Das Zelt war, ausser, dass es mir einen Unterschlupf für die Nacht geboten hat, nicht geeignet für dieses Experiment. Viele Kunststoffteile sind ungeeignet für diese Kälte. Mir war von Anfang an klar, dass dieses Zelt ein günstiges Sommerzelt ist. Doch was den Unterschied zu einem Vier-Jahreszeiten-Zelt ist, merkt man erst, wenn man es zur falschen Jahreszeit ausprobiert. Ein Vier-Jahreszeiten-Zelt hat im Vergleich zum Sommerzelt ein bis zum Boden gezogenes Aussenzelt, damit kein Triebschnee ins Zelt geweht wird. Mit dem komplett geschlossenen Innenzelt ist das Vier-Jahreszeiten-Zelt viel widerstandsfähiger gebaut, als ein Sommerzelt. Während man beim normalen Zelt Häringe verwendet, nimmt man zum abspannen des Zeltes im Schnee spezielle Schneeanker.
Wer sich also für Wintercamping im Zelt entschieden hat, dem empfehle ich, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen. So wird das Winterabenteuer definitiv unvergesslich schön!