Wildcampen im Winter

In diesem Artikel erklären wir dir, was beim Wildcampen im Winter anders ist als im Sommer und was beim Wintercampen speziell zu beachten ist.
Wildcampen im Winter

Wintercamping erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Dank Standheizung, guter Isolierung und Schneeketten ist campen heutzutage auch bei winterlichen Verhältnissen ein angenehmes und einzigartiges Erlebnis. Immer mehr Campingplätze öffnen ihre Tore deshalb auch im Winter. Doch wie verhält es sich mit Wildcampen im Winter? Während man auf einem Winter-Campingplatz von beheizten Aufenthaltsräumen, Landstrom und der nötigen Campinginfrastruktur profitiert, fallen diese beim Wildcampen zwangsläufig weg. Umso wichtiger ist es, dass der Camper winterfest ist. Doch was braucht es, damit ein Camper winterfest ist? Und was ist beim Wildcampen im Winter anders ist als im Sommer? In diesem Artikel zeigen wir dir auf, worauf es beim Wintercampen ankommt und wie Wildcampen im Winter funktioniert.

Wintermärchen auf dem Zugerberg

Warum campen im Winter?

Nässe, Kälte und Nebel klingen eigentlich nicht so nach Campingfeeling im klassischen Sinne. Und trotzdem hat diese Jahreszeit ihren Reiz. Winter bedeutet für mich Weihnachtsstimmung, Schnee, selbstgebackene Kekse, sich auf dem Sofa einkuscheln, gemütliche Filmabende, heisse Schokolade, Entspannung und Entschleunigung sowie Skifahren und Schlitteln. Und all das kann man in einem Camper genauso gut geniessen wie in einer festen Behausung. Sogar noch ein bisschen intensiver. Wintercampen bedeutet nicht zwangsläufig, dass man in die Berge und mitten ins Schneegestöber fährt. Auch im Flachland gibt es viele schöne Orte, die im Winter einen Ausflug wert sind. Schlussendlich ist Wintercampen aber Geschmacksache. Daher mein Tipp: Am besten einfach mal ausprobieren und sich selbst eine persönliche Meinung bilden.

Herrliche Winter-Stimmung kurz vor dem Sonnenuntergang

Wann ist ein Camper winterfest?

Das wohl wichtigste Gadget beim Wintercampen ist eine funktionierende Standheizung. Ob diese mit Gas, Diesel oder Benzin betrieben wird, ist Geschmackssache. Ich persönlich habe eine 17-jährige Eberspächer Airtronic Dieselstandheizung in meiner Höhle verbaut. Diese heizt den Innenraum zuverlässig bis auf 24 Grad ein, auch wenn es draussen minus 5 Grad hat. Meist lasse ich sie jedoch auf ca. 20 Grad laufen.

Weiter ist eine gute Isolierung das A&O. Die beste Standheizung bringt nicht viel, wenn die ganze Wärme schnell wieder verloren geht.

Übernachten auf dem Parkplatz eines geschlossenen Restaurants

Was sollte beim Wintercampen nicht fehlen?

Damit ein Camper winterfest ist, braucht es also eine Standheizung und eine gute Isolation. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl weiterer Dinge, die im Winter wichtig sind:

  • Ein Starthilfekabel im Gepäck, und zwar ein dickes! Nicht alle Starthilfekabel sind für die oft grossen Dieselmotoren von Campingfahrzeugen ausgelegt, denn starke Motoren brauchen dicke Kabel. Im Kassensturz-Test erfährst du mehr darüber.
  • Prüfen: Funktionieren alle Lichter am Fahrzeug? Idealerweise werden Ersatzlichter mitgeführt.
  • Winterreifen mit einem Profil von mindestens 4mm.
  • Passende Schneeketten. Bevor es losgeht in die Berge, ist eine Probe-Montage sinnvoll. Die Schneeketten gehören auf die Antriebsräder – Fangfrage: weisst du, ob dein Fahrzeug Vorder- oder Hinterradantrieb hat?
  • Ein Enteiser-Spray hilft, vereiste Scheiben und zugefrorene Schlüssellöcher zu enteisen.
  • Auch ein Eiskratzer hilft bei vereisten Scheiben
  • Warnweste, Warndreieck und Taschenlampe mitführen für den Fall einer Panne.
  • Kühlwasser und Scheibenwischwasser müssen mit Frostschutz versehen sein.
  • Das eingefüllte Motoröl muss wintertauglich sein.
  • Eine kleine Schaufel hilft, um den Camper, wenn nötig, von Schnee zu befreien.
  • Sandbleche sind praktisch, um sich aus festgefahrenen Situationen zu befreien.
  • Genügend warme Kleidung einpacken.
  • Wenn die Wassertanks aussen sind,sollten sie gut isoliert oder sogar beheizt sein.
  • Eine gesunde Autobatterie ist essenziell – nichts ist blöder, als wenn die Autobatterie irgendwo im abgelegenen Schnee-Nirvana den Geist aufgibt.
  • Eine Kleine Elektroheizung ist hilfreich für den Fall, dass man doch mal auf einem Campingplatz übernachtet oder anderweitig Zugang zu Landstrom hat.
  • Thermomatten helfen, um den Wärmeverlust an den Fenstern deutlich zu senken.
  • Nicht zwingend aber sicher sinnvoll: eine Toilette. Wer will schon bei minus 10 Grad raus in die Nacht und ins verschneite Gebüsch seinen Bedürfnissen nachkommen müssen?
  • Optional: Warme Wolldecken, Thermoflaschen und ein bisschen Glühwein lassen das Campen im Winter noch angenehmer werden.
Die Thermomatten helfen, die Wärme im Innenraum zu speichern

Stellplatzsuche im Winter

Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen: Wildcampen im Winter ist grundsätzlich einfacher, und zwar aus dem Grund, weil man keinerlei Mühe hat, ein passendes Plätzchen für die Nacht zu finden und sich relativ ungestört bewegen kann. Dies gilt zumindest für das winterliche Flachland. In beliebten Wintersportgebieten mag das anders aussehen, da fehlt mir die Erfahrung.

Während von Frühling bis Herbst schöne Parkplätze in der Natur von Wohnmobilisten und Campern besiedelt werden, hat man die Plätze im Winter praktisch für sich allein. Nachts wird der Camper von der Dunkelheit verschluckt. Wegen der Kälte sind im Winter, speziell am Abend, viel weniger Leute draussen unterwegs als im Sommer. Man kommt dadurch niemandem in die Quere und wird als Wildcamper viel mehr akzeptiert als im Sommer. Selbstverständlich gilt es dabei jeweils immer, die hiesigen Regeln zu beachten.

Unspektakulärer Übernachtungsplatz vor einem Hallenbad

Herausforderungen beim Wintercampen

Winterliche Verhältnisse stellen beim Wildcampen im Winter eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Hier einige Beispiele dazu:

  • Im Winter sind die Strassen oft rutschig.
  • Der Camper kann über Nacht eingeschneit werden.
  • Der Camper fährt sich im Schnee fest.
  • Das Wasser in den Leitungen friert und führt zu einem Wasserschaden im Innenraum.
  • Die Autobatterie schwächelt in der Kälte und das Fahrzeug lässt sich nicht mehr starten.
  • Das Türschloss ist eingefroren und die Tür lässt sich nicht mehr öffnen.
  • Schlechte Sicht aufgrund Nebel und frühem Eindunkeln.
Nebel ist im Winter keine Seltenheit

Deshalb ist eine gute Vorbereitung inklusive passende Ausrüstung sowie entsprechende Planung wichtig, um solche Situationen zu vermeiden beziehungsweise erfolgreich zu meistern. Ein Blick auf den Wetterbericht ist wichtig, besonders wenn man in Bergregionen unterwegs ist. Bei grossen Mengen Neuschnee sollte man besser nicht am Ende einer abgelegenen Waldstrasse parkieren, sondern idealerweise auf Asphalt und in der Nähe einer Hauptstrasse. Dadurch hat man die Sicherheit, dass die Strasse geräumt wird Bei Bedarf ist dann auch Hilfe vor Ort schneller organisiert.

Im Winter findet das Leben drinnen statt

Einer der grössten Unterschiede beim Wildcampen im Winter gegenüber dem Sommer ist die Tatsache, dass durch die Kälte und das frühe Eindunkeln das Leben hauptsächlich drinnen stattfindet. Deshalb ist es wichtig, dass man sich die eigenen vier Wände so gemütlich und praktisch wie nur möglich einrichtet. Campende, die ihre Küche draussen oder die keine Toilette an Bord haben, werden das Wintercampen vermutlich schon bald zum Teufel wünschen.

Abwechslung lockert den Camper-Alltag auf

Damit einem die Decke früher oder später nicht auf den Kopf fällt, wenn man zwangsläufig viel Zeit im Camper verbringt, ist Abwechslung sehr wichtig. Dazu gehört ausreichend Beschäftigung im Camper – nur Netflixen wird vielleicht doch irgendwann langweilig – wie zum Beispiel Stricken, Bücher lesen, aufwendigere Rezepte kochen, Home-Office, Spiele spielen, Sudoku oder Malen. Gleichzeitig ist es wichtig, trotz der Kälte regelmässig den Camper zu verlassen. Sei es für einen langen Winterspaziergang, einen Besuch im Kaffee, Skifahren, Freunde besuchen, einkaufen, ins Fitnessstudio gehen oder eine Runde Schwimmen gehen im Hallenbad.

In der aktuellen Corona-Situation ist es gar nicht so einfach, für Abwechslung im Camper-Alltag zu sorgen. Viele Freizeiteinrichtungen, Fitness-Center, Restaurants und Hallenbäder haben geschlossen oder sind nur beschränkt geöffnet. Zudem sollte man im Rahmen von Social-Distancing möglichst wenig Menschen treffen. Aber Not macht erfinderisch. Ich persönlich habe mir sehr gute Thermounterwäsche und eine sehr dicke Winterjacke gekauft und gehe vermehrt denjenigen Hobbys nach, die ich gut draussen machen kann – Fotografieren und Filmen, Grillieren im Wald, Schneeschuhwandern, lange Winterspaziergänge mit meinem Hund, meine Eltern besuchen, mit einer Freundin Mittagessen gehen, neue Stellplätze entdecken oder an pausierten Projekten wieder weiterarbeiten.

Ausblick beim Winterspaziergang auf dem Horben

Mein Fazit zum Wintercamping

Wildcampen im Winter unter der strahlenden Wintersonne im Schnee hat definitiv seinen Reiz – allerdings muss man sich besonders im Flachland nicht selten mit Nebel, wolkenverhangenem Himmel und Schneeregen zufriedengeben. Im Gegenzug hat man praktisch freie Platzwahl, was die Suche nach einem passenden Übernachtungsplatz angeht. Ob man gemacht ist fürs Wildcampen im Winter oder nicht, das findet man am besten heraus, indem man es einfach mal ausprobiert. In diesem Sinne: Gute und sichere Fahrt!

Weiterführende Informationen und Links

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