Ich sitze in meinem warmen, kuscheligen Wohnmobil und schaue zum Fenster in den Schnee hinaus. Die Landschaft liegt ruhig, weiss und irgendwie friedlich vor mir. Mir kommen plötzlich die Worte des Händlers in den Sinn, der uns vor vier Jahren unser Wohnmobil verkauft hat: „Dieses Modell ist übrigens nicht wintersicher. Wenn Sie im Winter das Wohnmobil auch benützen möchten, sollten Sie zum teureren Modell wechseln“. Und es stimmte tatsächlich, in unserem Verkaufsprospekt war bei unserem Modell nirgends ein prominenter Vermerk mit blauer Schrift wintersicher zu finden. Aber die Modelle mit diesem Schriftzug waren um einiges teurer. Das lag leider bei unserem damaligen Budgetrahmen einfach nicht drin. Also bestellten wir dazumal das „Sommermodell“ und fahren doch seit drei Jahren jeden Winter in den Schnee. Was läuft denn da falsch? Zeit also, sich ein paar Gedanken darüber zu machen.
Was heisst wintersicher?

Die Modellreihe wintersicher wird mit doppeltem Boden beschrieben. Die Fahrzeuge haben also zwei Böden im Abstand von ca. 20 cm. In diesem Zwischenraum ist die Technik verbaut: Wasserleitungen, Heizungsrohre, Elektrokabel, Wassertanks und zum Teil auch Stauräume. Dies hat zwei Vorteile: der Wasserkreislauf ist vor dem Einfrieren geschützt und der obere Boden ist wärmer – die Füsse bedanken sich. Wintersicher hat aber einen Nachteil: durch die zwei Böden wird das Wohnmobil schwerer und gleichzeitig höher. Die meisten Wohnmobilisten kämpfen mit dem Gewicht ihres Fahrzeugs, um nicht über die 3.5t Limite zu kommen. Und genau dabei kann der doppelte Boden ein entscheidender Nachteil sein.
Zerpflücken wir nun die einzelnen Bestandteile und fangen mit dem heikelsten an.
Wasserkreislauf
Es ist klar, wenn da irgendwo etwas einfriert, hat man im Urlaub einen grossen Komfortverlust und eventuell einen noch grösseren Schaden. Der Frischwassertank wird heutzutage meistens unter die Sitzbank im Wohnbereich verbaut, also im geheizten Bereich. Keine Gefahr also, dass dort etwas einfriert. Ebenso werden die dünnen Leitungen der Wasserzufuhr zur Küche und Bad irgendwo im Innenbereich hinter Schränken verlegt. Auch die Leitungen zum Boiler und von dort wieder weg sind im heizbaren Bereich des Wohnmobils. Solange man das Wohnmobil heizt, wird also wohl nichts passieren.

Kritischer wird der Abwasserkreislauf. Der Abwassertank liegt vielfach in der Kälte unter dem Fahrzeug. Da gibt es zusätzliche Optionen wie zum Beispiel ein isolierter Abwassertank. Die Luxusvariante ist natürlich der Abwassertank mit der eigenen Heizung. So eine Heizung kann relativ einfach für wenig Geld auch nachgerüstet werden. Ein nur isolierter Abwassertank hält eine Nacht mit -3 Grad problemlos aus. Ist die Nacht aber -10 Grad, hilft auch die Isolierung nicht mehr. Die einfachste Abhilfe, auch wenn man keine Isolierung hat: Abwassertank immer offen lassen, ein grosses Becken unter den Ablauf stellen und dieses Becken nach Bedarf leeren. Ist etwas mehr Aufwand, aber auf Stell- und Campingplätzen im Winter sehr weit verbreitet.
Es gibt aber kritischere Punkte, auf die man achten muss, z.B. der Duschablauf. Dieser ragt bei vielen Modellen ein ganz klein wenig unten am Fahrzeug heraus. Dieser ist siphonmässig aufgebaut, so dass der Geruch des Abwassertanks sich nicht im Fahrzeug ausbreiten kann. Dies hat den Nachteil, dass im Ablauf immer etwas Wasser liegt, das locker einfrieren kann. Ist der Duschablauf zugefroren, ist fertig mit duschen. Für all diejenigen, die das Sanitärgebäude eines Campingplatzes benützen, kein Problem. Für alle anderen heisst es dann: duschen nur bei Plus-Graden oder den Duschablauf trocken pusten (über Tipps, wie das am einfachsten gemacht wird, bin ich ein dankbarer Abnehmer).
Gaskasten
LPG oder Campinggas ist eine Mischung aus Propan und Butan. Propangas vergast bis zu einer Temperatur von -42 Grad, darunter bleibt es flüssig. Butan hat die Vergasungstemperatur von -0,5 Grad. Wird geheizt, wenn die Flaschen und die Umgebungstemperatur z.B. -5 Grad ist, vergast nur das Propangas, Butan bleibt flüssig. Und wenn alles Propan verheizt wurde, ist aus die Maus und im Wohnmobil wird es dann schnell mal kalt. Viele Wohnmobile haben die Gasflaschen aber in der warmen Garage. Die Heizung startet also mit Propan und wenn die Garage und die Gasflaschen dann im wärmeren Bereich sind, wird auch das Butan wieder gasförmig und alles ist im Lot. Über ein Mischungsverhältnis muss man sich dann keine Gedanken machen. Am besten beachtet man aber die Nutzungshinweise des Herstellers oder Lieferanten.
Kalte Füsse
Gegen kalte Füsse ist ein doppelter Boden ein grosser Vorteil. Allerdings gibt es auch ein paar Tricks, wie man ohne doppelten Boden keine kalten Füsse bekommt. Viele Wohnmobile können beim Kauf mit einer elektrischen Fussbodenheizung bestellt werden. Es werden im Wohnbereich Elektrodrähte in den Fussboden eingelegt, die dann über das 220V-Netz erwärmt werden können. Beim Kauf sind die Kosten dafür je nach Modell zwischen 500 – 2000 CHF und das Mehrgewicht beträgt ganz wenige Kilos. Mit dieser Fussbodentemperierung kann aber nicht geheizt werden, man hat nur einen warmen Fussboden bei einem ziemlich hohen Stromverbrauch. Auf einem Campingplatz also ein ziemlich schöner, aber teurer Luxus.
Kalte Zugluft

Die meiste Kälte bei einem Wohnmobil dringt bei der Fahrerkabine ein: durch den Motorblock, unten bei den Türen, Frontscheibe etc. Diese kalte Luft senkt sich auf den Boden und zieht nach hinten in den wärmeren Bereich. Der Boden ist also nicht der einzige Grund für die kalten Füsse, sondern auch diese Zugluft von der Fahrerkabine aus. Einen qualitativen und in der richtigen Grösse geschnittenen Innenthermovorhang wirkt im Winter wahre Wunder. Er muss von der hinteren Türkonsole der Fahrerseite über die gesamte Türe, vorne über die Frontscheibe und die Armaturen bis zum Boden reichen und danach ebenfalls die gesamte Beifahrertür umschliessen. Eine solche Innenisolierung bringt einen enormen Komfortgewinn betreffend Wärme und Zugluft, geschweige von der Einsparung des Gases. Wir haben über 20 Grad Temperaturunterschiede gemessen – hinter und vor dem Vorhang und das im Innern des Fahrzeugs!
Zusätzliche Ausrüstung

Zu einem winterfesten Fahrzeug gehören selbstverständlich auch Winterpneus und Schneeketten. Ebenso wichtig sind aber auch eine Leiter und ein Besen. Es ist immens wichtig, dass vor der Fahrt das Dach von Schnee und Eis befreit wird. Liegt Schnee auf dem geheizten Wohnmobil, schmilzt dieser in der untersten Schicht und es bildet sich eine Eisplatte. Je länger man steht und innen heizt, desto dicker wird diese. Löst sich so eine Eisplatte während der Fahrt, ist das grobfahrlässig und eine grosse Gefahr für den nachfolgenden Verkehr.
Mein Fazit
Wenn man beim Kauf auf ein paar Einzelheiten schaut, z.B. auf einen warmen Gaskasten, und später noch einen Innen-Thermovorhang zulegt, kann man fast jedes Wohnmobil wintertauglich machen. Welche heissen Tipps habt Ihr in Sachen Wintertauglichkeit? Schreibt uns bitte Eure Erfahrungen als Kommentare zum Artikel.
Interessanter Artikel, ein Tipp für die Füße: Dicke(Woll!)Socken oder Pantoffel und Teppiche, da wo man sitzt, sorgen auch für Wohlgefühl, ganz ohne Zusatzstromheizung.
Ich habe meinen Eriba Touring wie folgt aufgerüstet für die Winterzeit:
– Heizung für den Abwassertank
– Rohrbegleitheizung für das Ablaufrohr und das Öffnungsventil
– Rohrbegleitheizung innen (bei längeren Fahrten kann es auch innen schön kühl werden)
– Heizteppich – nur für den Essbereich
– Zusatz-Isolierung des Hubdach-Stoffes
– Zusatzisolierung bei den Fenstern im Schlafbereich
– Entfeuchtergerät (nur für den Extremfall von unter 10 Grad Minus)
Zusatzgewicht dadurch: keine 10 kg – inkl. dem Entfeuchtergerät
Beim Duschablauf schütte ich ca. 1 dl. Scheibenreiniger ( Wintermischung ) bei, damit er nicht einfriert. Hatte bis jetzt keine Probleme.