Tipps zum Campen ohne Kühlschrank

Camping geht auch ohne Kühlschrank. Wir zeigen euch auf, wie das funktioniert, was dabei zu beachten ist und wie du damit zu deinem kühlen Getränk kommst.

Unterwegs im Camper jederzeit eine kalte Cola oder einen Cervelat zur Hand zu haben, ist wahrlich ein Luxus. Ein Kühlschrank bzw. eine Kühlbox im Camper hat aber nicht nur Vorteile. So setzt etwa der Betrieb eines Kühlgeräts eine ununterbrochene Stromzufuhr voraus. Zudem braucht es dafür Platz im Camper und wer geräuschempfindlich ist, dem kann das regelmässige Brummen irgendwann auf den Geist gehen. Einige Geräte geben Wärme an die Umgebung ab, was gerade im Sommer unerwünscht ist. Schliesslich ist natürlich ein qualitativ hochwertiges Kühlgerät nicht gerade zu einem Schnäppchen zu haben und kostet i.d.R. mehrere hundert Franken.

Wir haben uns im Alltag bereits so sehr an einen Kühlschrank gewöhnt, dass wir uns ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen können. Dabei gibt es unzählinge leckere Gerichte und Naschereien, die man ganz ohne gekühlte Lebensmittel zubereiten kann. Wie das funktioniert und welche Erfahrungen ich persönlich während einer mehrmonatigen Reise durch Europa in einem kühlschranklosen Mercedes-Sprinter Marke Selbstausbau gemacht habe, möchte ich euch hier gerne ausführen.

Wozu braucht es überhaupt einen Kühlschrank?

Lebensmittel sind nicht ewig haltbar. Sie verderben früher oder später wegen Mikroorganismen wie Bakterien oder Schimmelpilzen. Kühle Temperaturen hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen, was dazu führt, dass Lebensmittel wie Fleisch- und Milchprodukte weniger schnell verderben und dadurch länger haltbar bleiben. Das Kühlen oder gar Einfrieren ist jedoch nur eine von vielen Möglichkeiten, um Lebensmittel länger haltbar zu machen. Daneben gibt es noch das Erhitzen, Einlegen, Trocknen, Einkochen, Pökeln oder Zuckern von Lebensmitteln.

Welche Lebensmittel gehören in den Kühlschrank?

Grundsätzlich sind es die leicht verderblichen Fleisch- und Milchprodukte, die in den Kühler gehören. Hinzu kommen verschiedene Produkte, die erst nach dem Öffnen in den Kühler müssen, wie etwa UHT Milch, Marmelade, Mayonnaise oder angebrochene Packungen wie Dosengemüse. Ferner gibt es dann noch diejenige Art von Lebensmittel, die zwar nicht zwingend in den Kühler müssen, die gekühlt aber einfach besser schmecken wie z.B. Bier, Weisswein oder Softgetränke.

Acht Monate unterwegs ohne Kühlschrank

Es war nicht geplant, dass wir unsere mehrmonatige Europareise ohne Kühlschrank durchziehen. Den kleinen Absorber-Kühlschrank des Vorbesitzers hatten wir aus unserem Camper nur deshalb ausgebaut, weil er zu viel Strom frass und ganz unpraktisch direkt an der Autobatterie angeschlossen war. Wir wollten unterwegs im Ausland einen leisen, energiesparenden Kühlkompressor plus ein Solarpanel zum Dauerbetrieb der Kühlbox kaufen. Doch jedes Mal, wann wir irgendwo in einem Campingshop vor den Kühlgeräten standen und uns die verschiedenen Modelle anschauten, sträubte sich etwas in uns. Wir realisierten: Wir brauchen und wollen gar keine Kühlbox. Weder hatten wir eine solche bisher grossartig vermisst, noch hatten wir Lust, nur des Kühlschranks wegen die Stromkapazität unseres Campers für teures Geld zu erweitern. Nach acht Monaten Dauercampen und vielen Kurztrips später kann ich nun festhalten: Wir haben den Kühlschrank nicht eine Sekunde vermisst.

Tipps und Tricks für Camping ohne Kühlschrank

Mobilität nutzen

Ich gebe es zu, ein kaltes Bier nach einem anstrengenden Wandertag im Liegestuhl vor dem Camper zu geniessen, ist ein Traum. Dafür braucht es aber nicht zwingend einen eigenen Kühlschrank. Man kann sich das Bier ganz einfach unterwegs kaufen: An einem Kiosk, an der Tankstelle, im Bergrestaurant, im Coop oder man fragt spontan beim nahegelegenen Bauern, ob er was zu entbehren hat. Letzteres hat den schönen Nebeneffekt, dass man mit den Einheimischen ins Gespräch kommt und vielleicht ein paar Insider-Tipps über die Region erhält.

Kühlen im Wasser

Ich persönlich bin oft in den Bergen unterwegs. Da bleiben die Gewässer auch im Hochsommer schön kalt. Einmal den faltbaren Eimer mit Bergwasser gefüllt, die Getränke reingelegt und 15 Minuten gewartet: Prost! Alternativ legt man die Getränke mit Hilfe eines Netzes o.Ä. direkt ins Gewässer.

Kühlen mit einem Faltkessel

Portionspackungen

Es gibt viele Lebensmittel, die nach dem Öffnen in den Kühlschrank gehören. Zu empfehlen für die Verwendung im Camper ohne Kühlschrank sind daher Portionspackungen jeglicher Art. Negativpunkt: Es wird leider mehr Abfall produziert.

Beispiele von Portionspackungen

Vegan

Wir haben auf unserer Reise zuerst vegetarisch und irgendwann nur noch vegan gekocht. Nicht, weil wir vegan sind, sondern weil es einfach praktisch ist. In der veganen Ernährung gibt es kaum Lebensmittel, die gekühlt werden müssen. Im Gegenzug haben wir immer wieder mal auswärts gegessen und uns dann jeweils lokale Fleisch- und Fischspezialitäten bestellt.

Umsteigen auf haltbare Milch- und Fleischprodukte

Es gibt viele Milch- und Fleischprodukte, die nicht gekühlt werden müssen, da sie auf andere Art haltbar gemacht werden. So kann man bei der Milch zu UHT Milch, Milchpulver oder Kondensmilch greifen. Beim Käse gibt es diverse Sorten von Schmelzkäse. Ja es gibt sogar ungekühltes Fondue! Und insbesondere bei Fleisch steht ein grosses Angebot zur Verfügung wie z.B. Salami, Rohschinken, Bündner Fleisch, Beef Jerky, Fleischpasteten oder die gute alte Streichwurst. Und leckere Desserts wie Vanille- oder Schokoladencreme gibt es direkt aus der Dose.

Ungekühlte Lebensmittel

Reste vermeiden

Ich versuche stets so zu kochen, dass alles wegkommt und keine Reste übrig bleiben, denn auch diese müssen gekühlt werden. Dies bedarf jedoch ein gewisses Mass an Planung.

Ein kühles Örtchen

Die meisten Camper haben irgendwo eine Stelle, wo es auch bei warmen Temperaturen einigermassen kühl bleibt. Bei unserem Camper ist diese Stelle direkt unter dem Bett. Dort bleibt es auch bei 30 Grad Aussentemperatur gerade so kühl, dass man problemlos einen Käse oder ein Joghurt für 1-2 Tage lagern kann. Bei sehr leicht verderblichen Produkten wie Grilladen ist jedoch dringend davon abzuraten!

Kühlen mit Eis

Es gibt Kühlboxen, die komplett ohne Strom mit Eis (Eiswürfel, Trockeneis oder Kühlaggregaten) gekühlt werden. Dank der speziellen Schaum-Isolierung bleibt das Eis mehrere Tage lang gefroren und hält Getränke & Co. auch bei hohen Aussentemperaturen schön kühl.

Ich kann die Kühlboxen von Dometic sehr empfehlen. Ich habe sie zwar selber nie getestet, habe aber Freunde, welche die Dometic Cool-Ice CI 55 im Dauereinsatz haben und darauf schwören.

Unser kühles Fazit

Es gibt Kühlboxen, die komplett ohne Strom mit Eis (Eiswürfel, Trockeneis oKeinen Kühlschrank im Camper zu haben klingt im ersten Moment nach Verzicht, ist es aber bei genauerem Hinschauen nicht. Das Kochen ganz ohne Kühlschrank erfordert zwar ein wenig Umstellung, ist schlussendlich aber Übungssache. Man wird erstaunt feststellen, was sich in der Campingküche auch ohne gekühlte Lebensmittel alles hervorzaubern lässt. Auch Milch- und Fleischprodukte müssen nicht komplett vom Speiseplan gestrichen werden.

Schlussendlich aber kommt es auf die persönlichen Bedürfnisse und Präferenzen an. Ich persönlich finde: Wer über ausreichende Stromkapazitäten verfügt, genug Platz hat und bereit ist, ein paar hundert Franken zu investieren, der soll sich eine Kühlbox kaufen. Wer aufs Budget achten muss oder über knappe Stromkapazitäten verfügt, dem sei gesagt: Verhungern müsst ihr nicht! Es geht auch ganz gut ohne Kühlschrank.

Rezepte für Kochen ohne Kühlschrank

Und nachfolgend gleich noch ein paar Rezepte für euch, damit ihr das „Überleben ohne Kühlschrank“ praktisch live ausprobieren könnt.

Müesli zum Frühstück

Mein tägliches Frühstück on the Road mit richtig viel Power für den Tag: Das klassische Müesli

Ein feines Müesli gefällig?

4-5 Esslöffel Haferflocken
1 Handvoll Nüsse, div. Sorten
½ Banane
½ Apfel
1 Handvoll Blaubeeren
1 Esslöffel Chia-Samen
1 Esslöfel Ahornsirup
1 dl Sojamilch

Süsser und knuspriger Toast

Von den Amerikanern inspiriert: Toast mit Erdnussbutter und Marmelade.

Ganz einfach Toast in der Pfanne in wenig Öl beidseitig anbraten. Anschliessend aus der Pfanne nehmen, mit Erdnussbutter und Marmelade bestreichen und Bon Appetit!

Chilli con Lentejas

Chilli con Lenjetas

Rezept für 4 Personen:
2 Knoblauch gepresst
1 Zwiebel fein gehackt
1-2 rote Chilis fein gehackt       
1 rote Peperoni in Stücke
1 gelbe Peperoni in Stücke
2 Dosen Pelati à 400g
200g Linsen trocken
1 Liter Gemüsebouilon
2 Kl. Kümmelpulver
2 Kl. Paprikapulver
1 Kl. Salz (evt. etwas mehr)
Pfeffer
1 kleine Dose Mais

Knoblauch, Zwiebel und Chili in etwas Öl andünsten. Peperonis hinzufügen und 3 Min mitdünsten. Dann alles bis und mit Pfeffer hinzufügen und aufkochen. Dann auf etwa mittlere Temperatur schalten und ca. 30 Min köcheln. Kurz bevor die Linsen gar sind, den Mais hinzufügen und nochmals 10 Minuten köcheln lassen. Achtung: Je nach Linsen kann die Garzeit nur 10 Minuten dauern. Dann sollte man die Linsen erst etwas später hinzufügen. Sehr fein dazu sind gesalzene Tortilla-Chips.

Fajitas

Fajitas im Fladen mit Guacamole

2-3 Fajita-Fladen pro Person. Die Fajitas können nach Lust und Laune aufgewärmt oder kalt gegessen werden.

Füllung für 4 Personen:
2 Peperoni
2 Karotten
1 Zucchetti
1 Zwiebel
1-2 Esslöffel Olivenöl
1 Dose Kidney-Bohnen
1 kleine Dose Mais
1-2 Avocado
TexMex-Gewürz

Das Gemüse in kleine Würfel schneiden und zusammen mit den gehackten Zwiebeln in einer Pfanne andünsten. Mais und Bohnen dazugeben und mitdünsten. Anschliessend mit TexMex würzen. Die Avocado separat in einer Schüssel zu einer Guacamole stampfen. Die Fajitafladen mit dem Gemüse und der Guacamole füllen – en Guete.

Weiterführende Informationen und Links

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