Ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen richtig zu beladen ist ein Sicherheitsfaktor im Strassenverkehr. Falsche Beladung führt zu schlechtem Fahrverhalten und kann sogar zu Unfällen führen. Auch beim Öffnen der Staukästchen am Ziel drohen potentiell unangenehme Überraschungen.
Sicheres Fahrverhalten von Campingfahrzeugen durch richtige Beladung
Das sichere Fahrverhalten von Campingfahrzeugen ist wesentlich von deren Schwerpunkt abhängig und dieser wiederum von der Beladung. In Kurvenfahrten wirken Fliehkräfte nämlich im Schwerpunkt des Fahrzeugs zur Kurven-Aussenseite. Und je nach Beladung ändert sich die Lage dieses Schwerpunkts.
Besonders ungünstig ist eine hohe Lage des Schwerpunkts, denn dann drücken die Fliehkräfte den oberen Fahrzeug-Teil nach aussen – eine Neigung des Fahrzeugs nach aussen ist die Folge. Bei schnell aufeinander folgenden Kurven kann ein schlecht beladenes Fahrzeug beginnen, hin und her zu wanken.
Doch auch eine Schwerpunktverschiebung nach vorne oder nach hinten ist ungünstig. Einerseits können dadurch die zulässigen Achslasten (und beim Wohnwagen die Stützlast) überschritten werden. Andererseits wird auch dabei das Fahrverhalten im Grenzbereich negativ beeinflusst. Ein Ausbrechen des Wohnwagens hinter dem Zugfahrzeug oder ein Schleudern des Wohnmobils kann die Folge sein.
Wer also einen gut beherrschbaren Wohnwagen und ein sicher zu fahrendes Wohnmobil bewegen möchte, sollte dem Thema Beladung verstärkte Aufmerksamkeit widmen!
Überladung vermeiden
Eine Überladung von Campingfahrzeugen ist ein häufiges Problem, denn mit gestiegener Sicherheits- und Komfortausstattung wurden die Fahrzeuge immer schwerer. Die Limits der Führerscheinklassen haben sich aber nicht verschoben.
Der wichtigste Punkt bei der Beladung von Wohnwagen und Wohnmobil ist daher: Weniger ist mehr.
Man sollte sich wirklich bei jedem Gegenstand überlegen, ob er wirklich mit auf Reisen muss. Denn sonst erreicht man eine Überladung schneller, als einem lieb ist.
Die Zuladung kennen
Beim Wohnmobil ist es wichtig, die mögliche Zuladung überhaupt zu kennen. Im Fahrzeugschein finden sich zwar Angaben zum Leergewicht, doch hier werden Einbauteile oft nicht berücksichtigt. Sicher macht nur eine Wiegung. Auch die Achslasten solltest du berücksichtigen, denn durch falsche Beladung überschreitest du diese schnell.
Beim Wohnwagen sind die Parameter noch etwas komplizierter.
- Leergewicht und
- zulässiges Gesamtgewicht finden sich in den Papieren.
Doch darüber hinausgehend muss ausserdem das
- zulässige Gesamtgewicht des Gespanns,
- die Stützlast und
- die Achslast berücksichtigt werden.
Zu viele schwere Gegenstände im vorderen Teil des Wohnwagens können zum Beispiel die Stützlast über das erlaubte Mass hinaus erhöhen. Die richtige Beladung erfordert daher zumindest eine Kontrolle im Nachhinein, besser aber noch ein Mitrechnen während des Beladens.
Weitere Details hierzu würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, du findest sie zum Beispiel hier.
Sicherheit durch Wiegen
Ein Beladungs-Protokoll hört sich erstmal bürokratisch an, aber eine einfache Liste der mitgeführten Gegenstände erleichtert das Auffinden von schweren Gegenständen enorm, falls der Camper vor Abfahrt doch zu schwer ist. Jeden Gegenstand vor dem Verstauen kurz auf die Küchenwaage zu legen ist ein Aufwand, der sich später definitiv bezahlt macht.
Vor der Abfahrt empfiehlt sich ausserdem noch die Fahrt auf eine geeichte Brückenwaage, die man vielerorts gegen einen kleinen Unkostenbeitrag benutzen kann. Solche Waagen finden sich zum Beispiel
- bei Agrar-Genossenschaften
- an Schotterwerken
- an Wertstoffhöfen
Dabei lassen sich auch die Achslasten ermitteln und eine Überschreitung derselben feststellen, bevor sie zu einem Sicherheitsrisiko werden kann.
Effiziente Beladung
Ein Campingfahrzeug jedes Mal komplett zu leeren und wieder einzupacken ist nicht sinnvoll, denn es würde ohne Notwendigkeit sehr lange dauern. Viele Gegenstände müssen nur ein Mal gekauft und eingepackt werden und können dann im Camper verbleiben. Die darüber hinausgehenden Gegenstände werden dann erst für die einzelne Reise gepackt. Das reduziert nicht nur den Aufwand vor der Abfahrt, sondern erleichtert auch die richtige Beladung, da man sich dann nur mehr um wenige, schwere Gegenstände kümmern muss. Die Ansprüche sind da natürlich höchst individuell, und es empfiehlt sich, eine eigene Reise-Checkliste zu erstellen.
Schwere Gegenstände so tief wie möglich
Generell sollen schwere Gegenstände so tief wie möglich eingeladen werden. Dadurch bleibt der Schwerpunkt tief, was das Fahrverhalten begünstigt.
Eine Verschiebung des Fahrzeugschwerpunkts nach oben ist jedoch nicht die einzige Gefahrenquelle: Schwere Gegenstände in hoch liegenden Staukästchen können am Ziel herausfallen, wenn man die Kästchen unvorsichtig öffnet. Und Verletzungen im Urlaub braucht nun ja wirklich niemand.
Schwere Gegenstände sind zum Beispiel:
- Mineralwasser-Kisten und Getränke generell
- Sportgeräte (eBikes, Schlauchboote, Stand-Up-Paddles)
- Wagenheber und Werkzeug
- Einige Lebensmittel in der Summe (Reis, Nudeln, Konserven)
Diese Gegenstände verstaut man also am besten in den tief liegenden Staukästchen und in Heckgaragen ganz unten.
Die Staukästchen im oberen Teil des Fahrzeugs kann man dann für leichte Gegenstände nutzen wie zum Beispiel:
- Kleidung
- Leichte Lebensmittel (Teepackungen, Brot)
- Handtücher
Beladung vorne und hinten ausgleichen
Schwere Lasten sollten gleichmässig über das Fahrzeug verteilt werden. Dabei kann ein schwerer Gegenstand im Bereich der Hinterachse auch wieder durch ähnlich schwere Gegenstände im vorderen Teil des Fahrzeugs ausgeglichen werden.
Idealer Weise sollte dieses Thema bereits beim Kauf des Wohnwagens oder Wohnmobils berücksichtigt werden, denn nicht alle Modelle stellen für die eigenen Ansprüche ausreichend Staukästchen zur Verfügung.
Sportgeräte wie eBikes wiegen zum Beispiel einiges, und wer sie ohne nachzurechnen in die Heckgarage einlädt, verschiebt den Fahrzeugschwerpunkt kräftig. Dies kann zwar durch eine Beladung im vorderen Fahrzeugteil ausgeglichen werden, doch wenn es dort keine tief liegenden Staukästchen gibt, funktioniert das nicht.
Gewicht von Tanks berücksichtigen
Nicht alle Campingfahrzeuge wurden sonderlich logisch konstruiert. Manchmal liegen mehrere, schwere Einbau-Teile wie Batterien, Frischwasser- und Abwassertanks auf derselben Fahrzeugseite. Auch das sollte man bei der Beladung berücksichtigen, und die schweren Gegenstände, die man zusätzlich noch einlädt, auf der gegenüberliegenden Seite verstauen.
Sicherung der Beladung
Gerade in grossen Heckgaragen ist eine Ladungssicherung wichtig, denn bei einem Unfall oder einer Notbremsung könnten lose Gegenstände sonst zu gefährlichen Geschossen werden. Fürs Festzurren durch Spanngurte stehen oft Zurrösen zur Verfügung. Rutschfeste Matten sorgen ebenfalls für mehr Stabilität.
Gegenstände in Staukästchen sind grundsätzlich ganz gut gesichert, doch auch hier sollte man darauf achten, dass sie im Staukasten nicht lose herumfliegen können. Bei einem Unfall könnte ein schwerer Gegenstand in Bewegung die Holzverkleidung eines Kästchens durchaus durchbrechen.
Falls du mit Haustieren im Camper reist, solltest du auch hier die Sicherung nicht vergessen.