Erfahrungen mit einer Solaranlage auf dem Wohnmobil

Nach drei Jahren ohne und zwei Jahren mit Solaranlage unterwegs ist es nun höchste Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Wir sind  äusserst zufrieden!
Solaranlage auf dem Wohnmobil
Besser wäre gewesen, beide Panels auf die Seite der Aufbautüre zu montieren

Nach drei Jahren ohne und zwei Jahren mit Solaranlage unterwegs ist es nun höchste Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Wir sind  äusserst zufrieden!

Die ersten drei Jahre reisten wir mit unserem Wohnmobil sowohl im Sommer, als auch im Winter umher. Zwischen dem Nordkap und Dubrovnik haben wir viel erlebt. Wir stehen gerne frei, machen Stopps auf Stellplätzen und verachten auch keine Campingplätze. Allerdings sind wir auch nicht diejenigen Camper, die dann wochenlang am gleichen Standort stehen bleiben. In unserem Wohnmobil haben wir ganz normale 2x 95Ah Bleiakkus. Bei Vollladung halten sie mit unserem relativ grossen Stromverbrauch zwei Tage.

Während der gesamten Reisezeit vermissten wir die Solarpanels nie, es ging problemlos ohne. Auf den Camping- und Stellplätzen Kabel raus, einstecken, fertig. Frei standen wir sehr selten länger als einen Tag und fuhren meistens am nächsten Tag wieder weiter. Ein einziges Mal, in Kroatien, standen wir auf einem schönen Stellplatz direkt am Meer etwas weiter weg von der nächsten Stromsäule, so dass unser Kabel nicht ausreichte. Und weil es so schön war, blieben wir gleich ganze drei Tage. Damit dies aber möglich war, mussten wir ein Stromkabel beim Stellplatzbetreiber ausleihen. Es gab also immer eine Lösung. Warum sollten wir uns also das zusätzliche Gewicht einer Solaranlage zumuten?

Mit Solaranlage unterwegs

Irgendwann am Suisse Caravan Salon in Bern hatten wir noch etwas Zeit übrig und informierten uns über Solarpanels. Und dann tatsächlich, vier Monate später kauften wir uns 2x 140 Watt Flex-Panels und begannen, sie selber zu montieren.

Jetzt, nach zwei Jahren mit Solarpanels auf dem Dach, könnten wir nicht mehr ohne diese sein. Wir sind von Mai bis September ohne Stromkabel und Adapter unterwegs. Unsere Panels inklusive Montagematerial und Laderegler sind übrigens genau so schwer wie die Kabel, die wir bis anhin mitgeschleppt hatten. Das Ganze ist also soweit gewichtsneutral.

Wohnmobil Knutschi freistehend am Meer, am Rand einer Klippe
Herrlich, einfach irgendwo stehen und ohne expliziten Stromanschluss einige Tage bleiben zu können

Während diesen Sommermonaten steht unser Wohnmobil nie am Landstrom, auch nicht zu Hause. Geändert haben wir auch etwas unser Verhalten auf unseren Reisen. Auf Campingplätzen haben wir vielfach besonders schöne Plätze, nämlich diejenigen, die keinen Stromanschluss haben und darum ziemlich weit von den Gebäuden weg sind. Diese Plätze sind meistens auch dann noch frei, wenn alle anderen schon belegt sind. Man steht dort auch nicht so eng zusammen. Wir erhielten auf diese Weise schon einige Male auf einem vollen Stell- oder Campingplatz noch eine Möglichkeit um bleiben zu können. Wären wir auf eine Stromdose angewiesen gewesen, hätten wir wohl weiterfahren müssen.

Im Winter mit Stromkabel

Die Ausbeute der Solarpanels vom Oktober bis März ist dann hingegen nicht so toll. Die Solaranlage lädt die Batterien zwar schwach wieder auf, aber da die Tage viel kürzer und der Einstrahlwinkel des Sonnenlichts flacher ist, sind wir dann gezwungen, die Stromkabel trotzdem mitzuführen. In dieser Jahreszeit machen uns auch die längeren Schatten zu schaffen. So etwas ist uns vor dem Einbau natürlich nie aufgefallen.

Schatten ist vermeidbar

Man glaubt es kaum: der grösste Schattengeber sind wir selber. Die Sat-Schüssel wirft manchmal einen so grossen Schatten auf unsere Panels, dass wir mehr als die Hälfte des möglichen Ertrages einbüssen. Bei der Montage der Panels dachte ich, dass wir besonders schlau sind: ein Panel vorne links, das andere hinten rechts. So habe ich immer irgendwo Sonne – theoretisch gesehen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, beide Panels auf die Seite der Aufbautür zu montieren, eins vorne und eins hinten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir mit der Aufbautür meistens Richtung Süden stehen. Dann würde die Sat-Schüssel auch keinen behindernden Schatten mehr werfen.

Blick von oben auf Wohnmobil Knutschi: 2 Solarpanels diagonal platziert. Rot eingezeichnet, wo das zweite Panel besser platziert gewesene wäre.
Besser wäre gewesen, beide Panels auf die Seite der Aufbautüre zu montieren (rot wäre besser gewesen)

Ladeleistung

Bei sonnigem Wetter bringen wir ca. 13 Ah pro Stunde Ladeleistung in die Batterien. Ein halber Tag Sonne reicht uns also für volle Batterien. Und das Beste, sogar bei leicht bewölktem Wetter ohne Sonne haben wir schon Erträge von bis zu 5 Ah erreichen können. Bei 10 Stunden Bewölkung sind also die Batterien auch wieder voll. Damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet. Sogar bei Regen wird die Batterie schwach geladen. Allerdings sind die Werte mit etwa 0.2 Ah dann nicht wirklich leistungswirksam.

Blick auf Laderegler unter dem Fahrersitz
Laderegler unter dem Fahrersitz nahe beim EBL

Optimale Grösse der benötigten Panels

Zuerst sollte man den eigenen Stromverbrauch kennen. Welche Geräte ziehen wie viel Strom und wie lange bleiben diese Geräte eingeschaltet. Hilfreich ist dabei ein eingebauter Batteriecomputer, mit dem man Abends dann auch anzeigen kann, wie viel Strom man verbraucht hat. Hat man kein solches Gerät, bleibt nur das Ausrechnen und Schätzen. Auf meiner Webseite gibt es eine Liste, welche Geräte wie viel Strom verbrauchen (siehe unten).

Kennt man seinen ungefähren Stromverbrauch, wird folgende Formel für mitteleuropäische Verhältnisse angewendet:

benötigte Solarwatt = Ah x 12 / 5

Bei einem Tagesverbrauch von 50 Ah wäre dies dann: 50 x 12 / 5 = 120 Watt

Allerdings empfehle ich bei genügend Platz auf dem Dach dann noch etwas Reserve einzubauen. Wir haben schliesslich das Doppelte auf das Dach montiert und sind rundum zufrieden damit.

 

Unser Stromverbrauch der einzelner Tätigkeiten

1 Kaffee  2.4 Ah
4 Std. Internet  7,6 Ah
2 Std. TV  5.0 Ah
1 Std. TV + Internet  4.4 Ah
3 Std. Beleuchtung vorne zum lesen oder Arbeiten  1.5 Ah
2 Std. Licht unter der Markise aussen  3.4 Ah
3 Std. Radio hören  3.6 Ah

 

6 Kommentare zu “Erfahrungen mit einer Solaranlage auf dem Wohnmobil

  1. Von erfahrenen Campern habe ich gehört, dass sich faltbare Solarmodule besser lohnen als die fix montierten. Man kann sie dorthin stellen, wo die Sonne scheint. Bei Abwesenheit hinter die Frontscheibe.
    Was meinst du?

    1. Die Möglichkeit klingt verlockender als sie ist. Das ständige nachrücken zur Sonne ist lästig. Es braucht extra seinen Platz im Womo (auf dem Dach stören sie nicht). Die Leistung der Paneele ist nicht hoch oder sie wird nicht mehr gut händelbar (zwei Paneele). Oft haben diese Paneele auch keinen Booster und werden an einer 12 V Buchse eingesteckt. Einen Vorteil haben diese Paneele, das Womo kann im Schatten stehen und die Solaranlage in der Sonne. Das ist manchmal echt hilfreich! Ich fahre seit mehreren Jahrzehnten mit Solar (200 W) auf dem Dach und mit einem 105 W (3 Solarzellen) faltbar in Europa umher. Die AGM Batterie hat 235 Ah. Der Kühlschrank, Fernseher, Laptop, Licht usw. läuft alles über Batterie. Der Rest über ein 230/12 V Umwandler (Ladekabel Kamera, Bluetooth-Lautsprecher usw.). Scheint die Sonne ist das Thema Strom keines. Ist der Himmel bedeckt und man hat heftig verbraucht, dann dauert es bis zu einen Tag mit der Solaranlage auf dem Dach und es ist wieder voll (das schafft das Paneele nicht). Werden jedoch die Tage immer kürzer wird es eng und ich schalte die mobile Solaranlage dazu. Dann lade ich technisch mit 305 W, praktisch aber nur mit ca. 60 W, je nach Lichtverhältnissen. Wenn dann der Tag kurz ist und nicht gefahren wird, überlegt man sich, was man einschalten möchte! Irgendwann braucht man bei kurzen hellen Tagen Landstrom oder man ist täglich etwas am Fahren. Nach zwei Tagen Standzeit zeigt die Batterie, dass sie gern geladen werden möchte. Ab dem 3. Tag fährt man in die Batterie langsam kaputt. Siliziumbatterien sind hier besser aufgestellt, jedoch verdoppelt sich die Laufzeiten nur. In den meisten Fällen echt hilfreich sodass die Mehrausgabe viel Freiheit bietet. Leider ist es nur mit einem Batterietausch allein nicht getan, auch wenn anderes erzählt wird.

  2. In der Zwischenzeit sind ja einige Jahre vergangen und euer Erfahrungsschatz dürfte noch umfangreicher sein.
    Wir möchten unseren Wohnwagen mit einer Solaranlage ausrüsten und sind in der Abklärungsphase.
    Eine Frage beschäftigt uns: Wir sind leider keine Proficamper und müssen zwischendurch auch noch arbeiten. So sind wir zusammengerechnet „nur“ ca 7 Wochen pro Jahr unterwegs und die übirge Zeit steht der Wohnwagen auf einem Parkplatz. Was geht dann mit der Solaranlage in dieser Zeit?

    1. Wenn der Wohnwagen steht, ist das mit den Solarpanels absolut kein Problem. Die Aufbaubatterie wird so immer ein bisschen geladen und hält die Spannung.
      Inzwischen sind wir aber von den Semiflexiblen auf die starren Module ausgewichen. Die Semiflexiblen haben leider nur etwas mehr wie zwei Jahre gehalten.

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