Der „Dutch Oven“, dieser legendäre, gusseiserne, schwarze, schwere, dreibeinige Feuertopf, mit dem hochgezogenen Deckel, begleitete bereits die Amerikaner im frühen 18. Jahrhundert auf den grossen Trecks Richtung Westen. Hausierer der Siedlergruppe „Pennsylvania Dutch“ sorgten damals für die Verbreitung des Dutch Ovens. „Dutch“ heisst übersetzt „holländisch“, doch heute weiss man, dass diese Siedler deutschen Ursprungs waren und die Lautverwandtschaft von „Dutch“ und „Deutsch“ zum Missverständnis geführt hatte. So entstand dann der Name „Dutch Oven“. Für die Cowboys, die Goldwäscher, die Siedler und die Kavallerie war der Dutch Oven das wichtigste Utensil in ihrem harten, beschwerlichen Alltag. Das Campen und Kochen unter freiem Himmel spielte damals eine wesentliche Rolle. Dieser Feuertopf bedeutete Gemeinschaft und Zusammenhalt, wenn man abends miteinander ums offene Feuer sitzen, singen und Pistolengeschichten erzählen konnte. Dabei bediente man sich gemeinsam am Essen aus dem Dutch Oven. Die wertvollen Feuertöpfe, welche ewig gehalten haben, wurden sogar in den Testamenten festgehalten und weitervererbt.
Das Revival des Dutch Ovens
In den letzten Jahren hat der Dutch Oven wieder an grosser Beliebtheit gewonnen. Er wird zum Kochen, Braten und Backen in der Glut verwendet. Überall dort, wo offenes Feuer erlaubt ist, also z.B. die Feuerstelle im Wald und auf dem Campingplatz. Selbst auf dem Holzkohle-Gartengrill kann man den Dutch Oven verwenden, sofern der Grill mit dem stattlichen Gewicht des Feuertopfes stabil stehen bleibt. Beachtet dabei bitte auch die Regelungen bei Waldbrandgefahr!
Qualität als Schlüsselfaktor
Einen qualitativ guten Dutch Oven erkennt man an seiner gleichmässigen, einschlussarmen, feinporigen Materialoberfläche, was auch mit blossem Auge gut sichtbar ist. Dieser entscheidende Guss sorgt für die hohe Wärmeleit- und Speicherfähigkeit. Die 3 Standfüsse müssen gleich lang sein. Entgratete, weiche Kanten sind ebenfalls ein gutes Qualitätsmerkmal. Auch der Henkel soll sich gut bewegen lassen. Er darf nicht klemmen oder gar aushängen. Wird der Feuertopf am Henkel hochgehoben, muss er gerade hängen. Der Deckel hat einen hochgezogenen Rand, damit die Kohlen nicht herunterfallen können. Der Dutch Oven darf keinen Rost oder Risse aufweisen. Qualitätsmarken sind z.B.: PETROMAX, LODGE oder WEBER.
Inzwischen sind unzählig viele Feuertopfmodelle, Zubehör und Helferlis im Onlinehandel (Suchbegriff wäre „Dutch Oven Schweiz“) und in den Fachgeschäften erhältlich. Auch einige Baumärkte mit Grillabteilung haben sich darauf spezialisiert.
Die Dutch Oven Grundausstattung
Zur Grundausstatung eines Dutch Ovens gehören:
- Dutch Oven in entsprechender Grösse
- Deckelheber
- Kohlenzange
- Grillhandschuhe
- Grillbriketts (Ideal zum Anfangen)
- Kohlenstarter
- Edelstahlschwamm
- Malerpinsel aus Schweinsborsten
- Küchengeräte wie Messer, Schneidbrett, Schöpflöffel, usw. zur Speisezubereitung
Mit oder ohne Füsse?
Es gibt Feuertöpfe mit und ohne Füsse. Vom Kochergebnis her haben beide Varianten die gleichen Eigenschaften, wenn sie richtig eingesetzt werden.
Der ideale Begleiter für Camping und Outdoor ist der Dutch Oven mit den 3 Füssen. Dank der 3 Füsse steht er immer gut auf der Feuerstelle und wackelt auch bei unebenem Untergrund nicht. Die Glut kann unter dem Topf, zwischen den Füssen gut verteilt werden. Dort hat sie genug Platz und bekommt ausreichend Luft zum Glühen.
Die Feuertopfvariante ohne Füsse hat ihren Einsatzort in der Hütte oder zu Hause, wo die Kochstelle eben ist. Er eignet sich zum Kochen auf dem Herd oder im Backofen.
Die Verwendung auf dem Induktionsherd funktioniert übrigens auch prima. Doch Vorsicht, je nach Topfgrösse und Gewicht kann das Kochfeld beschädigt werden. Man sollte selber einschätzen, wieviel Gewicht man auf das Kochfeld stellen darf.
Reinigung und Pflege
Es dürfen niemals Speisen im Dutch Ofenaufbewahrt werden. An der Kontaktfläche zwischen Speise,Topf und Luft bildet sich schnell Rost, welcher die Speisen verdirbt. Besser, man füllt die Reste sofort in eine Schüssel um.Ein gut gepflegter Dutch Oven hält auch heute noch ewig. Jedoch ist der Feuertopf nicht „unzerstörbar“. Gusseisen ist porös und spröde. Man sollte nie kaltes Wasser in den heissen Feuertopf giessen oder den eiskalten Topf direkt in die Glut stellen. Auch ein Sturz auf den festen Boden übersteht der Topf meistens nicht.
Das poröse Gusseisen ist mit einer Patina versiegelt, die den Vorteil hat, dass Speisen einen ganz bestimmten, herzhaften Geschmack annehmen. Für den Abwasch darf deshalb keine Seife verwendet werden. Die Patina wird durch die Seife beschädigt und der Dutch Oven beginnt zu rosten. Auch der Seifegeschmack würde vom Material aufgenommen und beim nächsten Mal kochen wieder an die Speisen abgegeben werden.
Zum Reinigen wird der Dutch Oven lediglich mit heissem Wasser ausgewaschen. Angetrocknete Speisen lösen sich, wenn man den Topf mit Wasser gefüllt nochmals auf die Glut stellt und aufkocht. In hartnäckigen Fällen hilft ein Edelstahlschwamm.
Vor dem Aufbewahren wird der trockene Dutch Oven mit einem guten, neutralen Speiseöl eingerieben. Damit sich kein ranziger Muff bildet, klemme ich immer ein zusammengeknülltes Haushaltspapier zwischen Deckel und Topf, so dass Luft hineinkommt.
Nach dem Kauf und vor der ersten Inbetriebnahme
Zuerst wird der Topf mit warmem Wasser und – zum einzigen Mal – mit Seife gereinigt, danach gut abgetrocknet. Mit einem geschmacksneutralen, pflanzlichen Fett (z.B. Kokosfett) reibt man den Topf inkl. Deckel ein. So vorbereitet wird der Dutch Oven kopfüber in den Kugelgrill gestellt. Der Topfdeckel findet ebenfalls kopfüber auf dem Dutch Oven Platz.
Im geschlossenem Kugelgrill bei ca. 280°C lässt man alles etwa eine Stunde einbrennen. Wenn es nicht mehr raucht und stinkt, ist der Einbrennvorgang abgeschlossen. Jetzt alles abkühlen lassen. Der Dutch Oven hat nun deutlich nachgedunkelt. Es handelt sich um die Patina, welche die gusseiserne Oberfläche versiegelt und dem Essen den herzhaften Geschmack verleihen wird. Ohne den Einbrennvorgang würden die Speisen einen metallischen, unangenehmen Geschmack annehmen und an die darauffolgenden Speisen weitergeben. Es wäre überaus unpassend, wenn der Bratapfel nach Metall und dem Gulasch von gestern schmecken würde. Den Einbrennvorgang kann man zwischendurch wiedermal durchführen, wenn die Patina durch den Abwasch oder saure Speisen gelitten hat.
Ok, los geht’s!
Ideal zum Anfangen sind Grillbriketts. Die Hitzeregulierung ist damit ganz einfach. Diese Kohlenuggets lassen sich bei Bedarf schnell umplatzieren oder durch Zugabe ergänzen.
Man rechnet immer nur in ungefähren Mengen. Wind, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Bodentemperatur spielen ihre Rolle. An einem nasskalten Wintertag verheizt man viel mehr Kohle und muss öfters für Nachschub sorgen, als an einem trockenen, heissen Sommertag. Es gibt kein Standardrezept. Am Besten, man probiert es einfach aus.
Um ca. 170°C erreichen zu können, werden für einen Feuertopf à 6 Liter ungefähr 24 glühende Briketts benötigt. 16 Briketts kommen auf den Deckel und 8 Briketts unter den Dutch Oven.
Die Berechnung ist wie folgt:
4x die Literzahl, hier 6 Liter = 24.
24 aufteilen in 2/3 , 1/3 = Die Anzahl Briketts für den Deckel (16) und unter dem Topf (8).
Nochmals in Kürze: 4 x 6 = 24 Briketts, aufteilen in: 2/3 = 16 Deckel und 1/3 = 8 darunter.
Die Briketts halten ungefähr 50 Minuten. Die Kochzeit von vielen Gerichten, z.B. Eintöpfe, dauert oft eine Stunde und mehr. Im Voraus müssen immer genügend glühende Briketts als Nachschub vorbereitet sein. Am Feuerstellenrad bereitgelegt warten sie auf ihren Einsatz.
Lieber kocht man am Anfang mit etwas weniger Temperatur. So verbrennt das Essen nicht und es bleibt genug Zeit zum Reagieren. Durch Zugeben oder Entfernen von Briketts kann die Hitze einfach reguliert werden. Kocht es zu fest, entfernt man ein paar Briketts. Kocht es zu wenig, wird einfach ergänzt.
Wenn das Essen fertig ist, werden die Briketts, oder was davon noch übrig ist, mit der Zange vom Deckel entfernt und die Asche mit dem Malerpinsel heruntergewischt, bevor man den Deckel entfernt. Die Asche könnte sonst vom Wind oder einer hastigen Bewegung direkt ins Essen fallen.
Als Einsteigergericht empfehle ich einen Eintopf. Dabei kann man nicht viel falsch machen. Was fehlt gibt man einfach dazu oder nimmt es weg. Ist der Eintopf noch zu „wässerig“, lässt man ihn bei offenem Deckel einfach noch ein wenig weiterköcheln.
Wie wäre es nun mit einem herzhaften Gulasch, Bratäpfeln, einem Bauernbrot oder etwas vom heissen Eisen? In meinem nächsten Beitrag geht’s zu den Rezepten. Ich wünsche jetzt schon “Än Guetä!“
Weiterführende Informationen
- „Das grosse Dutch Oven Buch von Carsten Bothe“ oder Suchbegriff „Dutch Oven“) (www.exlibris.ch)
- www.carstenbothe.de
- www.dutchoven.ch
- www.hajk.ch (Suchbegriff „Dutch Oven“)
- www.feuer-topf.de
- www.ofenseite.com