Ein Camping-Testlauf mit dem VW-Bus im Graubünden

In einer Art Reisebericht möchte ich euch an meinem ersten Camping-Testlauf mit VW-Bus teilhaben lassen. Damit ihr besser vorbereitet seid als ich, beschreibe ich euch was ich alles an Ausrüstung mitgenommen habe und was ich dann noch zusätzlich besorgen musste. Ausserdem habe ich euch am Ende des Artikels noch meine Lessons Learned zusammengestellt.
VW Bus T5 (blau) auf einer Wiese
VW T5 namens Fuchur on the road

Camping boomt. In der Schweiz wurden auch dieses Jahr wieder Rekordzahlen geschrieben. Insbesondere die Ferien mit dem Van sind gerade beim jüngeren Publikum sehr beliebt. Ich habe mir diesen Frühling selber einen VW-Bus zugetan und möchte euch hier an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Dieser erste Artikel beschreibt den Camping-Testlauf mit meinem neuen (alten) VW-Bus. Ihr werdet sehen, es kann so Einiges schief gehen, wenn man neu in der Szene ist.

Wie gesagt, ich bin neu in der Büssli-Szene. Wer also fortgeschrittene Tipps für den Campingurlaub sucht wird hier leider nicht fündig werden. Wer jedoch selber neu in der Szene ist, oder sich auch einfach nur amüsieren möchte, dem wünsche ich viel Spass beim Weiterlesen und natürlich freue ich mich auf viele Inputs und Kommentare von eurer Seite.

Vorbereitungen für die erste Camping-Tour mit Van

Da dies mein erster Artikel zum Thema  VW-Bus für Anfänger ist, erzähle ich an dieser Stelle noch kurz etwas über mich und meinen „Fuchur“. Ich bin ein Mitglied des camping.ch Teams und als solches unter anderem zuständig für die Anliegen der Campingplätze und Camper. Um die Bedürfnisse unserer Nutzer besser verstehen zu können, habe ich mich in diesem Sommer auf eine Camping-Tour mit Van gewagt. Mit einem „Büssli“ war ich bisher noch nie unterwegs und meine Campingerfahrungen beschränken sich auf Ferien im Zelt.

Als erstes habe ich mich also informiert, was als Einsteigerin ins „Campen mit dem Van“ alles zu beachten ist. Für einen Überblick kann ich unseren „Guide für Beginner“ empfehlen. Für das geplante Abenteuer fehlte mir aber natürlich noch etwas: das Fahrzeug. Dieses kam in Form eines VW-T5 mit langem Radstand daher. Der Kleine heisst «Fuchur» (ja genau, das ist der Glücksdrache von «eine unendliche Geschichte»). Vielen lieben Dank an Michel (Vorbesitzer und Namensgeber), von der Firma anod.

Zwei bis drei Zeitabschnitte von je rund zehn Tagen waren für die Camping-Tour mit VW-Bus im Sommer 2018 geplant. Fuchur konnte ich zwei Wochen vor dem ersten Ausflug  (dem Camping-Testlauf) zuhause begrüssen. Ich habe ihn mit rund 240’000 km, 15-jährig, mit etwas Rost und einem praktisch gehaltenen Eigenausbau übernommen. In den ersten Tagen gings nun ran ans Putzen und Werkeln. Dabei haben sich natürlich auch schon erste kleine Mängel gezeigt. Ein Weg in die Garage, um die Rollen der Schiebetür auszuwechseln, blieb mir dann schlussendlich nicht erspart. Alles andere konnte mit Hilfe von meinem Bekanntenkreis repariert werden. Das Zusammenstellen einer Grundausstattung und der passenden Aufbewahrungsboxen (Rako) benötigte auch noch ein paar Tage. Und so verging die Vorbereitungszeit viel zu schnell.

Erster Camping-Testlauf mit dem neuen VW-Bus

Mit allem, was ich anfänglich für nötig hielt, und natürlich unter Berücksichtigung der Tipps & Tricks von camping.ch (hier geht’s zu einer Übersicht) ging die Reise also los. Das Ziel der ersten Etappe war der Kanton Graubünden: zehn Tage Bergluft. Wegen einiger Rückschläge und diverser Ergänzungen rund um den Bus wurde die Reise dann leider doch ein paar Tage kürzer.  Anbei die Übersicht zur gesamten ersten Etappe, dem Camping-Testlauf:

VW Bus T5 (blau) im Strassenrank, Los geht der Camping-Testlauf
Unterwegs von Zürich zum Türlersee. Auf geht’s…

Testlauf für den Camping-Testlauf

Sicht auf Stellplätze mit Wohnwagen und Vorzelten
Der Campingplatz Türlersee hat Anschluss zum Strandbad und ein eigenes Restaurant.

Die erste Test-Nacht hatte ich extra in der Nähe geplant. Mit Hilfe der Campingplatz-Karte auf camping.ch konnte ich einen Campingplatz am Türlersee ausfindig machen.

Eine solche Test-Nacht in der Nähe empfehle ich euch unbedingt. Am besten plant ihr diese ein paar Wochen vor dem ersten richtigen Campingurlaub ein. Weshalb? Ich habe meinen Ausflug tatsächlich bereits nach dieser ersten Nacht unterbrochen. Der Grund: Viele Sachen mussten umgepackt und umorganisiert werden. Einige Dinge mussten auch besorgt werden, die komplett fehlten. Damit ihr bei eurem ersten Ausflug etwas besser vorbereitet seid, fasse ich euch also im nachfolgenden meinen Testlauf zusammen.

Utensilien für den Camperurlaub

Folgende Utensilien hatte ich beim Start schon mit an Bord:

  • Kühlbox, welche über eine zweite Batterie läuft (ausgeschaltet, da ich nicht sicher war, wie das mit der zweiten Batterie genau funktioniert)
  • Ausziehbares Bettsofa mit Matratze, 2 Schlafkissen, 3 zusätzliche Kissen (sehr gemütlich für Zwischendurch!!!), 1 Schlafsack
  • Thermomatten für «Wohnraum» und Heckscheibe
  • „Stauraum“ bestehend aus 4 niedrigen Rako-Kisten, einer grösseren Rako-Kiste, einer «Zeine»
  • 1 Espressokanne mit Gaskocher (aber kein Kaffeepulver)
  • 1 Wasserkanister (leer)
  • Radio mit CD-Player, USB- und AUX-Anschluss (aber keine Kabel, Radio funktioniert nicht, keine CDs dabei)
  • Lüftung (die leider nicht funktioniert und KEINE Klimaanlage)
  • SUP (Stand-Up Paddle – Hardboard) sowie diverses SUP-Zubehör (ich peile auf meinen Ausflügen möglichst viele Seen an)
  • SeatZac (das ist ein aufblasbarer Sitzsack – da rennen sich manche dumm und dämlich damit, bis sie diesen mit Luft gefüllt haben; aber glaubt mir, es geht auch einfacher – wenn man weiss wie; das Ding ist sehr viel bequemer als jeder Campingstuhl und aufgrund des geringen Ausmasses viel besser verstaubar)
  • Laptop und diverse andere elektronische Geräte (u.a. einen mobilen Router – mein TP-Link ist leider schon etwas veraltet, funktioniert aber immer noch einigermassen gut)
  • Bücher
  • Bankkarten (aber kaum Bargeld)
  • 2 Tücher, 1 Rolle Haushaltspapier
  • 1 Sackmesser, 1 Feuerzeug, Schnur
  • 1 Solarlampe, eine batteriebetriebene Taschenlampe, 1 Kerze
  • Diverse Kleider, Schuhe und Necessaire

Die ersten Erfahrungen

Richtig, ich habe nichts vom Essen geschrieben – weil ich keines dabei hatte. Da ich noch nicht genau wusste, wie das mit der Kühlbox funktioniert, wollte ich dann jeweils direkt vor Ort Essen einkaufen. Dies war bei meinem Testlauf auch überhaupt kein Problem, da der Camping Türlersee ein Restaurant führt, das sowohl bis spät am Abend offen hat, als auch am Morgen Kaffee und Frühstück offeriert (denn ohne Kaffeepulver lässt es sich bekanntlich schlecht Kaffee brauen). Achtung, hier verstecken sich bereits die ersten Fallstricke: nicht jeder Campingplatz hat natürlich ein solches Restaurant. Ausserdem ist es sehr gut möglich, dass wie beispielsweise beim Campingplatz Türlersee nur Bargeld akzeptiert wird. Der nächste Geldautomat kann sich erst im nächsten oder übernächsten Dorf befinden. Also immer genug Bargeld und einen angemessenen Notvorrat an Essbarem mitführen.

Zu zweit unterwegs

Nach einem Boxenstopp zuhause habe ich mich mit einer Mitfahrerin auf nach Degen ans Openair Lumnezia gemacht. An einem Openair campiert es sich natürlich etwas anders als auf einem «normalen» Campingplatz. Trotzdem nahm ich auch von  dieser Erfahrung einige Erkenntnisgewinne auf die weitere Tour mit. Zu zweit im Bus wird der begrenzte Platz noch sehr viel wertvoller. Das heisst unter anderem, dass Ordnung unabdingbar ist. Denn wenn zwei Personen auf kleinem Platz ein Chaos veranstalten, findet der Einzelne überhaupt nichts mehr. Es hat sich auch als sehr hilfreich herausgestellt, wenn jedes Ding seinen festen Platz hat.

Die zwei neu-gekauften Blachen haben sich ebenfalls als absolutes Muss herausgestellt. Sie dienten uns beispielsweise als Dach (Schatten oder Regen), als Boden (nach dem Regen) sowie als Schutz (um etwas abzudecken). Und bestimmt finden sich im Verlauf der weiteren Tour noch einige zusätzliche Einsatzzwecke. Vergesst nicht, eine Schnur (am besten eine etwas dickere Nylonschnur aus dem Baumarkt) und Heringe einzupacken. Ohne dieses Zubehör sind die Blachen ziemlich nutzlos.

Aussicht auf das Openair Lumnezia, fotografiert von einem Aussichtshügel mit Bergpanorama im Hintergrund
Blick auf das Openair Lumnezia
Sicht auf das Bergdorf Degen mit Regenwolken
Degen im Regen…

Da wir im Val Lumnezia ungefähr vier Tage im Regen sassen, war danach alles nass und dreckig. In Zukunft müssen wohl auch Waschmittel und die wichtigsten Putzutensilien eingepackt werden. Ein weiterer Boxenstopp zuhause war deshalb angesagt.

Endlich kann der Camping-Testlauf weitergehen

Badesee beim Camping Julia
Badesee beim Camping Julia

Die nächste Etappe führte mich und meinen Fuchur in Richtung Engadin. Auf dem Weg dorthin legten wir einen Stopp in Savognin ein. Die Ankunft auf dem Camping Julia war dann allerdings etwas später als geplant (Grund: schlechtes Zeitmanagement meinerseits…). An dieser Stelle möchte ich euch auf einen weiteren Fallstrick aufmerksam machen: Geschäfte (Läden) schliessen in den Bergen einiges früher als in der Stadt! „Das weiss doch jeder“, denkt man sich jetzt vermutlich. Je nach Route lohnt es sich dann eben tatsächlich, Öffnungszeiten und Verfügbarkeit von Einkaufslokalitäten vorgängig abzuklären – und das geht dann doch ziemlich schnell vergessen.

Etwas naiv (der Volg hatte natürlich schon zu) und ohne mitgeführte Essensvorräte machte ich mich in Savognin also wohl oder übel auf die Suche nach einem Restaurant. Zum Glück gibt’s in Savognin einige davon. An anderen Orten wäre allenfalls auch dieses Vorhaben gescheitert. Welche Vorräte ich seither immer dabei habe und frühzeitig wieder auffülle, könnt ihr weiter unten sehen. Infos zum Trip nach Savognin und dem Camping Julia könnt ihr bald in unserem eMagazin nachlesen.

Die restlichen Tage des Camping-Testlaufs haben Fuchur und ich im schönen Engadin verbracht. Unterdessen hatte ich mich auch schon ziemlich ins Campingleben eingefunden. Am letzten Tag fühlte ich mich schon fast wie ein kleiner Profi. Das bin ich natürlich noch lange nicht, aber ein bisschen Stolz war ich schon, als ich morgens meinen ersten eigenen Kaffee mit der Bialetti aufgebrüht hatte.

Campingausrüstung und Zubehör: Was ich unterdessen zusätzlich besorgt habe

Hier habe ich euch noch zusammengestellt, was ich bereits während dem Camping-Testlauf an Zubehör und Ausrüstung ergänzt habe:

  • Kaffeepulver
  • Milch, Salatsauce, Brot, Müsli, Salznüssli o.ä., Reiswaffeln, Schokoladencookies o.ä. (immer fix dabei)
  • 2 kleine Schalen, 2 Teller, 2 Becher, 2mal Besteck, 1 Rüstmesser, 1 kleines Schneidbrett aus Plastik, Spülmittel, ein kleines Tuch zum Geschirrabtrocknen
  • «Wüscherli» ohne «Schüfeli» (Sauberkeit im Bus muss sein)
  • Dachträger (das SUP immer im Auto rumstehen zu haben, nimmt extrem viel Platz in Anspruch bzw. allen Platz weg)
  • Audio- und AUX-Kabel
  • ein zusätzliches Tuch (man kann nicht zu viel Tücher dabei haben)
  • Waschmittel, Putzlappen, Putztuch, kleine Flasche abgefüllt mit Putzmittel, kleines Becken, Alufolie, Frischhaltefolie, Plastiktüten (in diversen Grössen)
  • Bargeld (ca. CHF 100.-)
  • 2 Blachen, HeringeVielzweck-Schnur (z.B. 3mm)
  • Wasser in den Wasserkanister abfüllen und kontrollieren, ob dieser wirklich dicht ist (oder wie in meinem Fall tropft…)
  • Seil (z.B. 10mm) (um zwischen Bäume zu spannen und nasse Kleider oder Tücher aufzuhängen)

Planung für die weiteren Ausflüge

Der Camping-Testlauf hat gezeigt: Fuchur ist noch lange nicht fertig präpariert und ausgerüstet.  Allerdings braucht alles auch seine Zeit. Es stehen bereits einige Hausaufgaben für den Herbst an. Für manche Anschaffungen braucht man auch einfach etwas Zeit, um sich klar zu werden, was man überhaupt wie umsetzen möchte.

Was in mittel- bis langfristiger Zeit noch zu besorgen ist:

  • Thermomatten für Fahrerkabine (baldmöglichst), ins Auge gefasst habe ich Thermomatten von Projekt Camper mit Magnethalterung.
  • Ersatz für defekten Wasserkanister (noch unklar, ob ein Kanister überhaupt Sinn macht und in welcher Grösse; vielleicht hat hier ja noch jemand wertvolle Tipps für mich)
  • Rampen für die Räder, Einsatz bei schiefem Boden (noch nicht ganz sicher, ob diese wirklich nötig sind; bisher bin ich ganz gut ohne ausgekommen; allerdings scheinen alle anderen Van-Camper solche Rampen mitzuführen – vermutlich nicht ohne Grund)
  • Heckschutzleiste (es gibt so viele, ich weiss nicht, welche die Richtige ist)
  • Radkappen (Bulli-Radkappen für Fuchur’s Stahlfelgen)

Was in mittel- bis langfristiger Zeit noch auszubauen ist:

  • Lüftung reparieren oder Klimaanlage einbauen (primär Lüftung reparieren)
  • Wärmeisolierung (Dach und rechte Seite, diverse Zwischenräume)
  • Auszug für Boxen (aktuell werden diese einfach unter das Bettsofa geschoben)
  • Verkleidung rechte Seite (aktuell habe ich behelfsmässig eine Originalabdeckung montiert; die Seite war vorerst einfach «nackig»)
  • Valable Lösung, um elektronische Geräte laden zu können (evtl. Solarpanel auf dem Dach?)
  • eventuell Vorrichtung für ein Vordach (noch nicht ganz sicher)
  • Dachhimmel Fahrerkabine neu beziehen
  • Dachhimmel Wohnraum neu gestalten

Meine Erkenntnisse aus dem Camping-Testlauf

  1. Immer genug Bargeld mit sich führen (ich würde mindestens eine Übernachtung und 1-2 Mahlzeiten einrechnen, also immer ein absolutes Minimum von 80-100 CHF als Notfallgeld)
  2. Minimaler Essensvorrat für Notfälle (Brot, Salznüssli o.ä., Reiswaffeln, Schokoladencookies o.ä. – ausserdem habe ich jetzt immer folgendes mit dabei: Müsli, Milch, Philadelphia o.ä. sowie Salatsauce)
  3. Ordnung!
  4. Die wichtigsten und am häufigsten gebrauchten Dinge möglichst einfach zugänglich verstauen (Was sind die wichtigsten Dinge? Ich bin leider noch nicht ganz schlüssig. Jeden Tag entdecke ich neue wichtige Dinge.)
  5. Den Bus frühzeitig (also bei Tageslicht) für die Nacht vorbereiten
  6. Blachen, Schnur und Tücher sind immer nützlich
Julierpass
Julierpass

Ich bin gespannt auf EURE Feedbacks. Welche Erfahrungen habt ihr bei eurem ersten Campingurlaub mit Van gemacht? Habt ihr noch Tipps? Was sollte man unbedingt beachten respektive darf man auf keinen Fall vergessen?

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