Am Freitag 25.10.19, unserem zweiten Messetag am Suisse Caravan Salon (SCS) 2019 (hier der Verweis zum Teil 1), haben wir uns ein vollgepacktes Programm vorgenommen. Dies aber auch mit der weisen Voraussicht, nie alles und alle Stände besucht haben zu können.
Fachmännischer Rat bei Dürrenmatt
Als wir zum Stand von „Dürrenmatt’s Wohnmobile“ kamen, wollten wir Herrn Dürrenmatt’s Aussage ein Jahr zuvor erneut verifizieren. Ist er weiterhin vom Ducato als Fahrzeug für Womos überzeugt? Ja, war seine klare Antwort, und fügte noch hinzu, dass er Ducato als klaren Marktführer für Womo-Basisfahrzeuge halte und danach Ford folgen dürfte. Dies v.a. wegen Ducato’s Zuverlässigkeit und der vermutlich damit verbundenen hohen Nachfrage. Sie hatten wiederum ein Wohnmobil von XGO als Ausstellungsmodell dabei. Diesmal der neue XGO iMove Modell 2019. Der Preis war in etwa gleich geblieben und wurde für unter CHF 40´000 angepriesen. Dies gelte voraussichtlich auch noch für das 2020er Modell. Neu ist nun die Radioantenne im Seitenspiegel und nicht auf dem Dach. Das Modell verzeichnete generell und auch an der Messe grosses Interesse. Solarpanels können zudem aufs Dach geklebt werden.
Gemäss Aussagen und Beobachtungen von Herrn Dürrenmatt sieht man auf Campingplätzen mind. 50% Vans. Die Nachfrage ist dementsprechend sehr gross nach diesen Fahrzeugen. Ferner ist bei Womos auch ein Trend für den Einsatz von Klimaanlagen auszumachen. Diese können entweder aufs Dach oder in einer Box, ins Gebläse angehängt, montiert werden. Durch den Box-Ansatz verliert man aber Stauraum. Dies kostet etwas mehr, ist dafür aber etwas leiser.
Herr Dürrenmatt hat zuerst Ferienwohnungen in Frankreich und Deutschland vermietet. Da er selber auch schon gecampt hatte, entstand daraus dann auch das Bedürfnis und Idee, in dieses Business hinein zu gehen. Er hat mit 2-3 Mietmodellen begonnen. Gemäss seinen Erfahrungen bringt man mit 6-7 Mietobjekten dann auch eine vernüftige Auslastung hin. Aktuell generiert sich ihr Umsatz aus ca.40% mit Vermietung und 60% mit dem Verkauf. Sie sehen sich als ganzheitliche Service Anbieter, also nicht nur Vermietung und Verkauf, sondern auch Reparaturen, Service oder auch Verkaufsservice für Kunden, die Ihr Objekt über ihn verkaufen lassen wollen. Sie tauschen auch Camper ein für Neufahrzeuge (keine Autos, mind. ein Bett muss drin sein) und tätigen gleich auch den Verkauf eingetauschter Fahrzeuge.
Rolf Järmann sammelt Sales-Erfahrungen
In seinem womoblog kündigte Rolf Järmann, einer unserer eMagazin Autoren, an, den Challenge anzunehmen und selber mal als Aussteller resp. Verkäufer an einer Messe tätig zu sein. Deshalb verstanden wir dies natürlich auch als unsere Pflicht, ihn und seine Frau Anita, die ihn auch gleich in den Einsatz begleitete, am Stand von Bantam zu besuchen und seine Fertigkeiten auf Herz und Nieren zu prüfen. Schon mal dies vorneweg: Rolf bestand dies selbstverständlich mit Bravur! Er präsentierte uns das Wohnmobil Carado V337 aus der gleichnamigen V(an) Serie.
Der V337 ist als Mittelding zwischen Teilintegriert und Kastenwagen zu verstehen: gleich schmal und nicht so lang. Eigentlich ist es ein kleiner Teilintegrierter, aber mit Dimension eines Kastenwagens. Also Carado V337 versus Pössl (bspw. Trenta). Sein Basisgewicht beträgt 2´620 kg. Damit hat er also genügend Luft zum Dazupacken bis 3.5 T. Er besitzt mit seinen 2.71m Höhe und 6.65m Länge etwas mehr Komfort als ein Kastenwagen und ist gemäss Rolf eigentlich perfekt für 2 Personen dimensioniert. Der Carado V337 kommt auf CHF 47´000 als Basis inkl. Transport in die Schweiz und Chassis-Paket (bspw. Airbag Beifahrersitz), was eigentlich per default nötig ist, zu liegen. Vollausgestattet mit TV etc. kommt man dann aber doch auf satte CHF 63‘000, was unterdessen aber deutlich günstiger ist als vor einigen Jahren.
Luxusliner Concorde Atego
Als weiteres Modell im Luxusliner-Segment haben wir uns durch das innere des Concorde Atego führen lassen. Gemäss Aussteller ist das Modell v.a. für Camper ausgelegt, die zu zweit reisen möchten. Die Bus Dimensionen gehen von 18 bis 26 Tonnen, letztere dann eher als Drei-Achser unterwegs. Die Fahrzeuge werden in Deutschland produziert (aha, also einmal nicht in Ungarn wie bei Stephex oder Helvetic One). Kaputt gehen am ehesten typischerweise die Elektronik und ggf. die Scharniere. Ein spezieller digitaler BUS ist zur Steuerung im Einsatz. Später wird es dann auch via Mobile APP steuerbar sein resp. kann man darüber die verschiedenen System- resp. Apparatur-Zustände abrufen.
Am Stand haben wir auch Rolf Stähli getroffen, der Co-Manager des Camping Miralago in Tenero, der daneben u.a. auch als Botschafter für Concorde in der Schweiz unterwegs ist.
Und nun zum Wohnwagen Gellini 750 HTD Slideout von Tabbert
Nebst den behandelten Womos haben wir uns natürlich auch Wohnwagen unter die Sohle genommen. Davon gleich ein Grosskaliber: den Tabbert Gellini 750 HTD Slideout. Dieser ist bereits seit 2017 auf dem Markt. Dessen Slideout shiftet ca. 40cm aus dem Wagen heraus. Er ist mit diversen Spezialitäten wie Klima, Mover, TV und Sat Antenne versehen. Trickig fanden wir den Kühlschrank und das separate Gefrierfach oberhalb von diesem, die beide doppelt angeschlagen in beide Richtungen geöffnet werden können. Mal was anderes. Es misst gute 10m, ist damit also eher nicht der klassische Reisewohnwagen, mit dem man alle 2-3 Tage weiterfährt. Nun leider zu unserer „wiederum Schade“ Feststellung. Das Doppelbett ist halt für zwei Personen in diesem Modell wieder zu eng konzipiert. Eine andere Besucherin, die das Modell gleichzeitig mitinspizierte, stimmte uns da voll zu. Der Mann ist dann auf die Sitzgruppe verbannt. Man hätte hier lieber die Küche etwas kleiner dimensioniert und so mehr Bettfläche erhalten können, da man stationär ja eher im Vorzelt kocht, statt im Wohnwagen selber.
Zelte und Zeltklappanhänger all over the place
In der Halle 4.1 waren in einem Bereich wiederum konzentriert zahlreiche Zelte resp. entsprechende Aussteller anzutreffen.
Immer wieder, speziell aber in Halle 33, haben wir Anbieter von Zeltklappanhängern angetroffen. Einige haben wir natürlich auch gleich inspiziert. So bspw. den OFF-ROAD AIR OPUS, der mit Hilfe der AIR-Zelt-Technologie in ca. 90 Sekunden per Knopfdruck aufgepumpt werden kann. Äusserst hilfreich beim Aufbau im Regen oder in der Dunkelheit. Er verfügt über 2 Schlafkojen und im Mittelteil über einen Aufenthaltsbereich, der zum Verweilen, Kartenspielen oder als Küche genutzt werden kann. Eigentlich schon annähernd ein Wohnwagen-Feeling. In der Paket Full Monty Version kommt er mit diversen Utensilien und Extras wie Kühlschrank, tragbarer Toilette, Thule-Gepäckträger, Fahrradträger, Vorzelt, Sonnensegel oder Einstiegstreppe auf rund CHF 35´000 zu stehen.
Weitere persönliche Highlights und Trouvaillen
Am Stand der Cerebral Stiftung wurde uns durch die Ausstellerin gleich selber der Cerebral Rollstuhllift für Womos demonstriert. Durch diesen Lift gelangt man auch mit Rollstuhl in das Womo und kann so entsprechend unterstützt seine Campingferien machen. Dies kann durchaus zum Nutzen derjenigen Camper gereichen, die temporär aufgrund eines Unfalls mit dem Rollstuhl unterwegs sein müssen und den Rollstuhllift mieten würden. Cerebral hat zwei solcher Lifte im Vermietungsangebot.
Wer einmal erleben will, was es heist, mit der Einstellung des Fahrersitzes seinen Bremsweg auszuloten, für den hatte die Anti-Schleuder-Schule-Regensdorf (ASSR) einen Sitzeinstellungs- resp. Bremstest parat. Anhand einer Bremssimulation in einem realen Fahrzeug konnte man selber am eigenen Leibe feststellen, wie wenig Bremskraft im Bremsfall man mit falscher Sitzeinstellung auf die Bremspedale entwickeln kann und wie lange damit der Bremsweg wird. Frappant war zu sehen, wie eine Besucherin mit der richtigen Sitzeinstellung doppelte Bremskraft entwicklen und damit klar den Bremsweg verkürzen konnte. Selber haben wir es natürlich auch ausprobiert. Die Kurse bei der ASSR werden übrigens vom Bund mit CHF 100 subventioniert. Es lohnt sich v.a. auch für Neu-Camper, die gerade einen Wohnwagen oder Womo erworben haben, einen solchen Fahrkurs vor der ersten Reisetour zu absolvieren.
CEO Michele Matt von MyCamper
Am SCS auch wieder anzutreffen war MyCamper, die Sharing-Plattform für Camper, Wohnmobile und Wohnwagen. Unterdessen haben sie bereits rund 900 Fahrzeuge in ihrem Portfolio. Mit ihrer Teilnahme an der TV24 Sendung „Die Höhle der Löwen“ im Mai 2019, an der sich Start-ups präsentieren und so mögliche Investoren gewinnen können, erhielten sie CHF 450´000 Investment-Kapital, um so ihr Business (v.a. bzgl. Sales und Marketing) weiter auszubauen und in andere Länder (bspw. Skandinavien) expandieren zu können. Sie gewannen nebst Kapital auch weiter an Popularität. Im Gespräch mit CEO Michele Matt wollten wir noch Näheres zum Thema Versicherung erfahren. Uns erstaunte dabei, dass Schadensfälle, die im Rahmen der via MyCamper erfolgten Vermietungen entstehen, bei unter 50% liegen, entgegen den üblichen 90% bei Vermietungen gemäss Angaben von Versicherungen. Obschon das Vermietungsbusiness gemäss Aussagen von anderen Ausstellern grundsätzlich keine – aufgrund der Schadensfälle und damit verbundenem Ärger in der Nachbearbeitung von diesen – sorgenfreie Angelegenheit ist, stellt MyCamper dies aber eher weniger fest. Die Mieter berücksichtigen offenbar den Fakt, dass es sich bei den Vermietern um Privatpersonen und nicht um Händler resp. Firmen handelt und gehen mit den Mietobjekten deshalb offenbar sorgfältiger um. So die Interpretation und Erkenntnisse von Michele.
Am Abend fand der Aussteller-Apéro statt, zu dem wir uns ebenfalls hingesellten und den einen und anderen Schwatz mit Ausstellern hielten. Wertvolles Networking mit der Camping Branche war angesagt. Schliesslich wurden wir noch durch Markus Rhyner von der Anti-Schleuder-Schule-Regensdorf (ASSR) an ihren Stand zum Grill-Dinner eingeladen, wo wir eine gesellige Zeit mit seiner Truppe verbringen durften. So gingen unsere zwei Messetage mit vielen Impressionen und guten Gesprächen zu Ende.