Schweizer Camping Pioniergeist
Wie schon im Herbst 2017 in unserem Beitrag über die Highlights am Suisse Caravan Salon 2017 angekündigt, möchten wir nun einen tieferen Einblick in den Wohnmobil Giganten Helvetic One von Andreas Gassmann aus Zürich-Höngg geben.
Die Idee, sich einen Traum zu erfüllen, kam Andreas im Jahr 2007. Im 2015 hatte er die Finanzierung beisammen und lancierte den Auftrag bei der Firma Inter Horse mit Werk in der Nähe von Györ (Nord-West-Ungarn). Interhorse ist bekannt für den Bau von Pferdetransportern. Durch diesen Auftrag dachten sie, sich ein neues Kundensegment erschliessen zu können. Andreas war dann auch ihr erster Pilot-Kunde. Als Chassis (Fahrgestell) diente ein Mercedes-Lastwagen. Dieser schien qualitativ am besten geeignet. Zudem verfüge gemäss Andreas Mercedes über die meisten Service-Stellen. Er rät zudem, sich ein solches Spezial-Gefährt nur dann anzuschaffen, wenn man auch handwerklich gewandt sei. Sein beruflicher Background ist notabene auch Mechaniker und Elektroniker.
Andreas hat den Helvetic One, als Analogie zur Airforce One, mit viel Leidenschaft, Hingabe und Liebe zum Detail konzipiert und umsetzen lassen. er Helvetic One ist über 12 Meter lang, über 4 Meter hoch, über 25 Tonnen schwer und 510 PS stark. Die Heizanlage verfügt über einen Ölbrenner (analog einem Einfamilienhaus), einen Verteiler, Bodenheizung, Radiatoren, Wasserpumpe, Boiler und Druckgefäss. Damit es einem im tiefsten Winter auch pudelwohl ist.
Rund um den Helvetic One
Der Besitzer gewährte camping.ch eine spezielle Tour. Er zeigte uns voller Freude Feature für Feature sein Baby und demonstrierte und jedes Detail. Gleich links von der Eingangstür ist ein Kugelgrill und Kühlschrank für draussen untergebracht, welche beide mit einem kleinem Kran herausgehoben werden können. Ferner stehen diese auf einem Wägelchen mit Rädern. Somit kann der Grillplausch gemütlich an einen beliebigen Ort gefahren werden. Der Kühlschrank funktioniert übrigens mit Stromanschluss oder via Aggregat des Helvetic One.
Garage & Keller
Weiter geht es zum Heck des Fahrzeuges. Dort befindet sich die Garage welche Platz für einen smart fortwo bietet. Die Garage ist natürlich mit Chromstahl ausgekleidet, damit man sie leicht reinigen kann. Zudem verfügt sie über Licht und „Showlampen“, damit die Garage auch am Abend strahlt. Auf der ganzen Frontseite ist ein grosser Spiegel eingebaut. Mit dessen Hilfe kann man auf einer kleinen ausfahrbaren Rampe beim Reinfahren zentimertergenau einparken. Schliesslich steht auch ein Luft- und Wasseranschluss für einen Hochdruck-Reiniger zur Verfügung. Spätestens jetzt sticht dem Besucher ins Auge, mit welcher Rafinesse und Weitsicht Andreas sein Mobil entworfen und konfiguriert hat.
Im Anschluss an die Heck-Garage befindet sich der „Keller“: ein ausklappbarer, ca. 1.20 Meter tiefer Kasten, in dem verschiedene Utensilien und Gerätschaften wie z.B. eine Motorsäge, ein Hochdruck-Reiniger oder sogar Velos verstaut werden können. Der „Keller“ ist mit Hydraulikstützen versehen, weshalb er also komplett abgehängt werden kann, wenn man mal ohne wegfahren möchte.
Technisches und Praktisches
Weiter ging die Führung auf der linken Fahrzeugseite. Dort befindet sich in einem Stauraum ein Stromaggregat, das 33 Ampere unter 220 Volt liefert. Damit könnte man zum Vergleich ein Einfamilienhaus bedienen. In einer weiteren Nische ist die ganze elektronische Ansteuerung und Haustechnik untergebracht. Natürlich verfügt das Helvetic One noch über weitere Stauräume, wo u.a. auch „das Horn der Alarmanlage“ untergebracht ist.
Als Abschluss der äusseren Begehung demonstrierte uns Andreas noch seine ebenfalls speziell an der Fahrzeugfront befestigten Steighilfen. Diese sind beispielsweise beim Reinigen der Frontscheiben sehr hilfreich. Die Fahrerkabine kann einfach von innen gelöst und weggeklappt werden. So kann man bei allfälligen Motorproblemen den Motor ganz einfach erreichen. Auch dies ist eine weitere, ausgeklügelte Spezialität des Helvetic One.
Der Rundgang im Inneren
Nachdem wir das Innere des Fahrzeugs betreten durften, präsentierte uns Andreas als erstes und mit Stolz seine sanitären Anlagen. Im Helvetic One gibt es eine echte Toilette (also kein Chemie-Klo), sowie ein Badezimmer mit Dusche und Waschmaschine(!). Die Dusche wurde genügend gross geplant, um sich ganz normal darin bewegen zu können. Dinge, die jedes Frauenherz höher schlagen lassen. Der Wassertank mit beinahe 1000 Liter Fassungsvermögen dürfte ein Überleben in der Pampa für eine gewisse Zeit lang ebenfalls sicherstellen.
Und schon stossen wir zum „inner circle“ des Mobils vor: dem Schlafzimmer (the owner‘s suite)! Dieses bietet neben einem normal grossen Bett mit Lattenrost einen grossen Fernseher und ein durchdachtes Beleuchtungskonzept. Auch im Schlafzimmer hat der Besitzer an alles gedacht: es werden extra keine Daunendecken benutzt. Diese würden Feuchtigkeit aufsaugen. Anstelle von traditionellen Decken gibt es im Helvetic One also Holzdecken. Wir wussten bis dahin nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gibt.
Auch die Küche ist nicht ohne: Dampfabzug, Induktionsherd, grosser Kühlschrank, Backofen mit Steamer und eine Geschirrwaschmaschine küren ihre Konfiguration. Den Abschluss der Inhouse Tour bilden die Steuereinheiten für zwei Slideouts (Ausfahren der Wände für mehr Platz) und die zusammenklappbaren Terrassen, den Generator sowie die vier Heizsysteme. Fernsehen erfolgt via Internet: es ist keine Satellitenschüssel an Bord. Ferner gibt es Monitore für den Eingangsbereich, für diverse Tänke (Frischwasser, Küche, Dusche, WC), für Stromzähler sowie für die Garage zum Schauen, ob sie offen ist oder nicht.
Im Helvetic One können vier Personen bequem darin schlafen: zwei vorne in der Fahrerkabine, wo ein Bett runtergelassen werden kann, und zwei hinten im Schlafzimmer. Insgesamt können sechs Personen inklusive Fahrer mitfahren.
Das Helvetic One-Panoramadach – unser Highlight!
Und nun zu einer Top Eigenheit, über welche die Standard Luxus-Liner, die in Europa angeboten werden, typischerweise nicht verfügen: die begehbare Dachterrasse. Über eine spezielle Aufstiegsluke gelangt man zu ihr hoch. Sie verfügt über einen aufklappbaren Rundum-Zaun, dessen Löcher beleuchtet werden können. Ein Sonnendach und falls nötig noch zusätzlich ein weisses Tarnzelt kann hochgezogen werden, um den gewünschten Schatten zu erzeugen. Der Bau dieser Terrasse dauerte rund ein halbes Jahr.
Und dann noch die Gretchenfrage…
Ab CHF 400’000 ist man mit dem Basismodell bereits dabei. Dieser selbstgebaute Luxusliner kam schliesslich mit all den oben beschriebenen Spezial-Erweiterungen für den Besitzer auf einen hohen sechsstelligen CHF Betrag zu stehen. Tja, entweder ein festes Eigenheim oder eines auf Rädern – im idealsten Fall kann es ja auch beides sein.
… mehr Infos?
Der Suisse Caravan Salon 2017 hat seine Tore geöffnet