Als ich das Mailing respektive Pressemitteilung des Vereins Wohnmobilland Schweiz (Wohnmobilland) erhielt, habe ich Rolf Järmann, dem Initiator, Gründer und aktuellen Vereinspräsident, zu dieser tollen Initiative mailwendend unsere Gratulationen übermittelt. Ich konnte mich auch erinnern, dass Rolf bereits an der OCA 2020, als wir zusammen dort im Camper Treff mit unseren Messeständen präsent waren, erste Gedanken dazu geäussert hatte. Mitte Mai 2020 konkretisierte er mit der Vereinsgründung nun diese Ideen. Ich habe Rolf im Rahmen meines Gratulations-Mails auch angekündigt und gefragt, ob ich darüber auch einen eMagazin Artikel schreiben darf. Er hat dazu spontan sein OK gegeben. Am Sonntag 11.Juli 2021 haben wir uns dann zu einem Treffen beim Allmend Stellplatz in Altstätten/SG verabredet. Der Standort wurde bewusst durch Rolf und mich gewählt. Es war quasi der erste Stellplatz und damit Initialzünder, an deren Etablierung Wohnmobilland aktiv mitgearbeitet hatte.
Wie kam Rolf Järmann überhaupt zum Campen?
Im Kindesalter von 12 Jahren sammelte Rolf als junger Pfadfinder im Bundeslager seine ersten Campingerlebnisse. Da es dazumal zwei Wochen lang geregnet hatte, verging ihm aber sehr schnell die Lust am campen. Erst im 2013, als er anlässlich eines Vortrages über Doping im Radsport aufgrund seiner Profikarriere nach Nord-Deutschland geladen wurde, entzündete sich bei Rolf das Feuer fürs Campen. Eigentlich geschah dies durch seine Frau Anita, welche die Schnapsidee hatte, ein Wohnmobil zu mieten und so nach Nord-Deutschland hinaufzufahren. Rolf und Anita hatte so diese Begeisterung gepackt und seitdem nie mehr losgelassen. Mit dem Wohnmobil einfach mal loszufahren, Neues zu entdecken und spontan zu erleben, bedeutete für sie eine neue Lebensqualität. Sie haben sich darauf hin im Oktober 2013 am Suisse Caravan Salon in Bern ein Wohnmobil bestellt, das im Frühling 2014 dann auch geliefert wurde. Enthusiastisch waren sie mit diesem dann auch auf ihre erste Reise gestartet. Natürlich waren sie auch schon mit den ersten Anfänger-Problemen konfrontiert gewesen.
Vom Radprofi Blog zum Womoblog
Schon während seiner Zeit als Radprofi betrieb Rolf bereits seit 1994 einen Blog. So war es dann mehr als naheliegend, dass er seine neue Leidenschaft fürs Campen und gesammelten Erlebnisse ab 21.März 2014 in seinem neuen womoblog.ch festhalten wollte. Er hatte eh immer gern geschrieben und wollte seine Reiseerlebnisse zeitnahe (noch am gleichen Tag) im Blog festhalten. Der Womoblog verzeichnet unterdessen über 30´000 Besuchende monatlich und konnte sich durch Rolf´s authentische Berichte zu einem (wenn nicht dem) der wichtigsten Wohnmobil-Blogs der Schweiz etablieren.
Vom Womoblog zu Wohnmobilland Schweiz
An seinen Referaten und zahlreichen Gesprächen mit Campern an den beiden Schweizer Campingmessen (SCS – Suisse Caravan Salon, OCA – Ostschweizer Camping- und Freizeit-Ausstellung) erkannte Rolf immer mehr, dass es ein Bedürfnis nach einer Anlaufstelle für Wohnmobilisten gab. V.a. die bescheidene Anzahl von Wohnmobil-Stellplätzen beschäftigte ihn und andere sehr. Rolf beschloss deshalb nach der OCA 2020, diese Bedürfnisse anzugehen.
Am 1. April 2020 schrieb er in seinem Womoblog, quasi als Aprilscherz, dass jeder, der eine Toilette in seinem Fahrzeug hat, in Europa für eine Nacht frei campieren darf. Dies fand natürlich ein reges Echo in seiner Blog-Community und löste diverse Reaktionen aus. Aus dieser Diskussion entstand die Idee, den Verein Wohnmobilland Schweiz (Wohnmobilland) zu gründen. Er startete noch im April 2020 im Womoblog eine Umfrage, wer denn dem Verein beitreten möchte. Das Echo war überwältigend positiv. Aufgrund Corona Lockdown musste die Vereinsgründung dann am 15.Mai 2020 leider virtuell über die Bühne gehen. Bis 18:00 Uhr hatten sich dann 105 Personen eingeschrieben. Weitere Womo-Enthusiasten wie Urs Weisshaupt, den er schon kannte, konnte Rolf zudem noch als Vorstandsmitglieder gewinnen. So wurde der Verein am 15.Mai 2020 mit 105 Gründungsmitgliedern und dem Ziel gegründet, die Infrastruktur für Wohnmobilreisende in der Schweiz substanziell zu verbessern.
An der ersten Vorstandssitzung definierten Sie als Ziel, mindestens 200 Mitglieder zu gewinnen. An seinem ersten Geburtstag am 15.Mai 2021 ist der Verein dann auf eine stattliche Gemeinschaft von knapp 1´500 Mitgliedern angewachsen. Unterdessen beträgt die Mitgliederzahl per 11.Juli 2021 sogar schon sagenhafte 1´774. Sicherlich auch einen wesentlichen Beitrag für die gewonnene Popularität leitstete der neue «Wohnmobildinner» Service, der mit diversen TV- und Printbeiträgen begleitet wurde. Bravo und Gratulation!
Schaffen eines Stellplatzes – was sind die Herausforderungen?
Vor der Vereinsgründung und dem Corona bedingten Lockdown war Rolf schon eher mit Skepsis und Vorbehalten konfrontiert, als er Gemeinden oder anderen Arealbesitzern die Schaffung eines Stellplatzes schmackhaft machen wollte. Gemeinden beispielsweise benötigen eher lange, bis sie feststellen, dass ihnen die Etablierung eines Stellplatzes etwas bringen könnte. Zudem ist es schwierig, aufgrund von Dingen wie Zonenplanordnung oder Schweizer Föderalismus einen über die Schweiz hinweg gültigen und funktionierenden Standard oder eben best-practice Ansatz zu definieren. Oft muss ein Vorhaben individuell angeschaut und konzipiert werden, was es a priori natürlich nicht einfach macht. Aktuell kämpft Rolf mit dem Thema Signalisierung des Stellplatzstandortes mit Tafeln. Wer kennt dies nicht: auch Toiletten (als Beispiel) in Einkaufszentren sind jeweils unterschiedlich signalisiert.
Was hat Wohnmobilland bisher erreicht?
Am Anfang wusste Rolf und seine Mitstreitenden nicht, wie viele Stellplätze es überhaupt in der Schweiz gibt. Deshalb schuf Rolf die Website und erfasste darin die vorhandenen sowie ihm bekannten Schweizer Stellplätze. Die Idee war zu Beginn einmal, bis zum Herbst 2020 zehn neue Stellplätze zu etablieren. Ende 2020 wurden dann 100 neue Stellplätze gezählt. Ein super Erfolg, der v.a. auch aus der Gunst der Stunde (Stichwort «europaweite Corona Lockdowns») beflügelt wurde und viele Private wie auch Gemeinden dazu veranlasste, Stellplätze auf die Beine zu stellen.
Im 2021 sind per 11.Juli bereits wieder rund 87 neue Stellplätze entstanden. Angepeilt waren ursprünglich mal 60. Insgesamt zählt somit nun die Datenbank von Wohnmobilland Schweiz rund 310 Schweizer Stellplätze. Rolf rechnet damit, dass vermutlich bald der Plafond erreicht sein dürfte. Sie erfassen dabei aber nur solche Stellplätze, die öffentlich erreichbar sind und somit jedem Campenden ohne irgendwelche Mitgliedschaft zwecks Nutzung zur Verfügung stehen. Ein Stellplatz hat ferner eine Bewilligung und wird durch eine verantwortliche Person gemanaged. Es ist also kein «Wildcampingplatz».
Ziele und Roadmap für 2021 und 2022
Für 2021 und 2022 gilt es nun, nebst dem Ausbau des Stellplatzangebots auch mehr öffentliche Entsorgungsstationen (für Ab- und Grauwasser) verfügbar zu machen. So überzeugte der Verein auch die Allmend AG in Altstätten/AG, der Betreiberin des gleichnamigen Stellplatzes, auf dem grossen Areal öffentliche Entsorgungsstationen zu bauen. Wohnmobilland gab hier auch einen finanziellen Zustupf von CHF 5´000 als Anschubfinanzierung.
Als weiteren Ausbauschritt ist eine Geschäftsstelle vorgesehen, um das angestrebte und künftige Serviceangebot des Vereins weiter professionalisieren zu können. Das unterdessen entstandene Arbeitsspektrum und -volumen ist zu umfassend geworden, als dass man es nur so nebenbei am Feierabend bewältigen könnte. Längerfristig will man zudem 10% der Schweizer Wohnmobilisten als Mitglieder gewinnen. Hochgerechnet hiesse dies dann so in etwa 7´000 bis 10´000 Mitglieder. Es gilt auch, die Kommunikation und Interaktion unter den diversen Parteien im Campingland Schweiz (also Campende, Camping-/Stellplatzbetreibende, Händler, Dienstleister, Regionen sowie Organisatoren von Anlässen oder Messen) zu fördern und zu verbessern. Da diese Vision ganz dem Spirit sowie Selbstverständnis von camping.ch entspricht, werden wir voraussichtlich unsere Interaktion mit Rolf und seinem Verein in Zukunft weiter intensivieren. Gemeinsam können wir dem Campingland Schweiz sicherlich viele tolle Erlebnisse und Services bringen.