Suisse Caravan Salon 2021 in Bern – Unser Messebericht

Der Suisse Caravan Salon 2021 konnte sich heuer wieder in seiner alten Stärke zeigen, nachdem er im 2020 nach nur zwei Tagen geschlossen werden musste. Wir berichten euch über unsere Highlights und Eindrücke.
Suisse Caravan Salon 2021

Nachdem im 2020 der Suisse Caravan Salon am Freitag Abend aufgrund behördlicher Anordnung nach nur gerade zweit (von fünf) Messetagen seine Tore schliessen musste, waren die Zuversicht und Erwartungen in diesem Jahr natürlich sehr hoch. Wir haben gleich zu Beginn am obligaten Presserundgang teilgenommen, um so einige Highlights gleich vorweg erfahren zu können. Im Anschluss sind wir dann gezielt auf die Pirsch gegangen und haben versucht, weitere Highlights, Neuheiten und Schmankerl zu entdecken. Nachfolgend berichten wir euch über unsere Entdeckungen am Suisse Caravan Salon 2021.

THECUBER Kompaktwohnwagen

Gleich zu Beginn der Pressetour wurde uns der THECUBER vorgestellt. Gefertigt wird er in Engstingen (Baden-Württemberg) in drei verschiedenen Modellen. Herstellung und Materialien stammen aus Deutschland. THECUBER ist ein Mix zwischen Miniwohnwagen und Tiny-House. Über seine modulare Designbauweise sind die Modelle sehr gut konfigurier- und individualisierbar für den privaten wie auch geschäftlichen Gebrauch. Daraus kann also auch ein Würstli-Stand gemacht werden. Leer als Basismodell ist er bereits für CHF 10´000 erhältlich. Je nach Ausbauwunsch kann es dann bis CHF 24´000 hochgehen.

Derubis Series 7 – eine Yacht auf Rädern

Am diesjährigen Suisse Caravan Salon wurde der Wohnwagen Derubis Series 7 aus Bosnien-Herzegovina, genauer aus Sarajevo, dem Schweizer Publikum vorgestellt. Dieser wird durch Mobiliving aus Oensingen exklusiv für den Schweizer Markt vertrieben. Ursprünglich begann der Gründer vor rund 35 Jahren Yachten an der kroatischen Adriaküste zu bauen. Mit der Zeit stellte er fest, dass in Bosnien-Herzegowina gute Fachleute verfügbar sind und zog deshalb seinen Betrieb nach Sarajevo um. Nun will dieser Yachthersteller mit einer analogen Bauweise neu auch Wohnwagen unter Verwendung einer Fiberglas-Monocoque-Hülle, wie es bei Yachten üblich ist, im Caravaning Segment etablieren.

Derubis
Der Derubis von aussen…eine Yacht auf Rädern

Das am Salon ausgestellte Fahrzeug machte auf mich einen eleganten und exklusiven Eindruck. Man gewinnt also schon das Gefühl, eine Yacht zu betreten. Auch der Innenausbau zeigt für mich neue Ansätze auf. Im Bug befindet sich das Schlafzimmer, sehr einer Schiffsbugkoje nachempfunden. Im Anschluss folgt gleich die Küche mit einer Durchreichenische zum Schlafzimmer. Das Frühstück oder der Kaffee kann also gleich elegant von der Küche ins Schlafzimmer durchgereicht werden. Nach der Küche folgt das gediegene Wohnzimmer. Den Abschluss bildet das geräumige Badezimmer, wo Toilette und Dusche links und rechts vom Waschbecken mit Spiegel in der Mitte separiert sind.

Ich war also schon beeindruckt von der ganzen Installation und bin deshalb gespannt, wie sich dieser neue Fiberglas-Monocoque-Ansatz im Schweizer und Weltmarkt etablieren wird. Der Derubis Wohnwagen ist mit seinen rund 8.5m Länge und 2.4m Breite als Doppelachser auch von imposanter Grösse. An der Messe war ein Prototyp ausgestellt. Die Produktion ist aber am anrollen. Die ersten Fahrzeuge sollten im kommenden Frühjahr erhältlich sein. Zudem könnte ich mir vorstellen, dass das Fahrzeug auch noch Bootseigenschaften haben könnte, sprich es würde bei einer Überschwemmung wie ein Sealander auf dem Wasser gleiten. Bin gespannt, wer dies dann mal ausprobieren wird.

Beauer – kompakt und trotzdem geräumig

Und weiter geht es mit Wohnwagen-Neuheiten. Der Beauer, entwickelt und hergestellt in Frankreich, ist in drei Wohnwagenvarianten (2X, 3X, 3Xplus) sowie einer CamperVan-Variante verfügbar. Über ein patentiertes Teleskop-Slide-Out-Verfahren expandiert der kompakte, zum Transport ineinander geschachtelte Wohnwagenkorpus zu einem Wohnraumerlebnis von 8-28m2 (je nach Typ). In der Maximalvariante (3Xplus) verfügt der Wohnwagen über Ess- und Wohnzimmer, Küche, Badezimmer mit Kassettentoilette und Duschkabine (80×80 cm) sowie Schlafzimmer mit 160×200 cm Bettfläche. Dies kommt in etwa einer Juniorsuite in einem Hotel gleich.

Wir haben uns dann am Presserundgang die Slide-in Geschwindigkeit durch Eric Beau (sein Name ist Programm) demonstrieren lassen. In sage und schreibe 60 Sekunden (sprich 1 Minute) war der Wohnwagen über die entsprechende Teleskop-Automatik wieder komplett eingefahren. Dazu kommt also nur noch das Hochkurbeln der Stützen vor dem Slide-in. Zudem sei der Wohnwagen auch noch einbruchsicher konzipiert. Die Preise befinden sich gemäss ihrer Website je nach Modell zwischen EUR 22´900 und EUR 69´900.

Neue eCamperVan Modelle von Mercedes

Am Messestand von Mercedes (gleich daneben war auch VW mit ihren Califorias präsent) wurden uns zwei neue eCamperVan-Modelle vorgestellt. Als erstes der eCitan Tourer, dessen Markteinführung für Mitte November 2021 geplant ist. Ein modulares, ausbaurares Küchenmodul im Heck erlaubt damit die eine und weitere Ausfahrt. Für die Alltagsnutzung unter der Woche kann das Küchenmodul natürlich auch temporär entfernt werden. Das Fahrzeug ist gemäss Information am Presserundgang ab rund CHF 29´000 erhältlich.

Als zweites konnten wir den Mercedes EQV 300 unter die Lupe nehmen. Der Elektro-CamperVan war u.a. mit Solardach und Batterie ausgestattet, worüber sich auch die mitgebrachten eBikes wieder aufladen lassen. Er ist für bis zu 4 Personen konzipiert und verfügt über viele Ladebuchsen für Handies sowie über LED Spots. Als Basis-Modell sei er ab CHF 75´000 erhältlich.

Morelo – Wohnmobil Luxusliner aus Deutschland

Kurz zur Firma

Am Stand von Morelo aus Deutschland haben wir spontan einen Verkäufer gebeten, uns über ihre Fahrzeuge zu referieren. Wir wurden umgehend durch Dieter Glasbrenner bedient und betraten mit ihm einen Morelo Palace 85 L zum Preis von CHF 338´800, wo er über die Firma und deren Service Spektrum reichlich ausführte. Der Hauptsitz und Werk der Firma Morelo befindet sich in Schlüsselfeld zwischen Nürnberg und Würzburg. Der Name Morelo konstituierte sich aus den Anfangsbuchstaben der Gründer (Mobile Rehman hner).

Morelo Palace 85L
Morelo Palace 85L

Die Highlights

Speziell an einem Morelo ist, dass ihm ein aufwendiger Fahrwerksumbau mit komplett anderem Design des Grundfahrerhauses zugrund liegt. Das Fahrerhaus wird dabei komplett vom Chassis abgeschraubt und ausgebaut. Danach wird über dem Motor ein Podest gebaut, darauf der Boden gelegt und schliesslich um fast 1m nach vorne ein komplett neues Fahrerhaus eingebaut. Dadurch gewinnt das Fahrzeug mehr Wohnraum. Zudem bieten sie dadurch andere Sitzpositionen: die Sitze können weiter auseinander platziert werden. Last but not least wird durch das komplett isolierte Fahrerhaus eine hohe Winterfestigkeit erreicht, wodurch sich auch die Haupteigenschaft von Morelo-Fahrzeugen definiert: ein Fahrzeug für 365 Tage im Jahr inkl. Winterfestigkeit. Als spezielles Goody haben sie vor der Frontscheibe noch Heizkörper eingebaut, welche die von der Windschutzscheibe kommende kühle Luft erwärmen.

Via Baukastensystem kann das Basisfahrzeug nach individuellen Wünschen konfiguriert werden. Die Fahrzeuge besitzen auch komplette Doppelböden, sind unterkellert und mit einer Warmwasser-Zentralheizung ausgestattet. Grosszügige Frisch- und Abwassertanks erlauben maximale Autarkie. Bis 7.5 Tonnen ist das Basis-Fahrzeug ein Hinterrad angetriebenes Iveco Daily, das auch eine hohe Zuladung erlaubt. Darüber hinaus bauen sie bis 15 resp. 18 Tonnen Gesamtgewicht auf Mercedes Atego oder Iveco Eurocargo resp. Mercedes Actros.

Der Innenausbau ist auch sehr hochwertig und grosszügig ausgestattet. Sie bauen Fahrzeuge von 7.80m bis 12m Länge. In der Schweiz sind sie seit 2010 über die Firma Lexa in Langenthal vertreten. Im Segment bis 7.5 Tonnen sind sie mittlerweile Marktführer und produzieren aktuell 500 Fahrzeuge pro Jahr. Im 2022 bauen sie eine zweite Produktionslinie, um ab 2023 die Produktion auf 1000 Fahrzeuge pro Jahr erhöhen zu können. Lieferzeit beträgt mindestens ein Jahr bis 7.5 Tonner, darüber hinaus 2 Jahre. Auch bei ihnen ist die Nachfrage grösser als sie in weniger als diesen Lieferzeiten bewältigen könnten.

Wingamm Wohnmobil

Wir haben Denis Wolf von Wingamm Swiss aus Heimberg gebeten, uns über den Wingamm Oasi 540 zu berichten. Die Spezialität bei ihnen ist der Aufbau, der komplett aus Glasfasern besteht. Aha, also hier visualisiert sich weiter der Trend Richtung Leichtigkeit, Robustheit und Rostfreiheit. Der Hersteller kommt aus Verona und ist ein 43 jähriges Familienunternehmen mit 40 Mitarbeitenden.

Wingamm Oasi 540
Aussensicht

Das Fahrzeug ist 3cm dick isoliert. Der Aufbau ist gemäss Aussagen von Denis Wolf wasser-, hagel-, winter- sowie kältefest und verfügt über einen 5cm dicken, beheizten Boden. Das Fahrzeug ist mit einer Zentralverriegelung versehen. Der Ab- sowie Frischwassertank ist ebenfalls isoliert und beheizt. Die Wagenlänge beträgt 5.40m.

Die Ausmasse des Badezimmers passte soweit auch für mich als Benchmark-Tester. Wingamm waren zudem die ersten, die das Hubbett längs ausgerichtet hätten. Es verfügt über eine Traglast von 350kg. Die Matratze ist 1.35m breit. Die Heizung erfolgt via Gas oder Strom, wobei Diesel auch möglich wäre. Gemäss Denis Wolf beträgt das Leergewicht inkl. Markise, halbvollem Treibstoff- und Wassertank nach seiner letzten Messung auf einer Waage rund 2´900kg. Der Fiat Ducato dient als Basisfahrzeug.

Wingamm Oasi 540
Badezimmer mit genügend Platz für grosse Männer

Fast alle grossen Marken sowie einige Campingplätze wieder dabei

In den Hallen 2 und 3 waren heuer auch viele der alt bekannten Campingfahrzeug Marken dabei. Nur eine fehlte, und zwar Hymer, der neu in US Besitz ist. Hymer hat gemäss Messeleitung im 2021 wie auch im 2020 die Publikumsmessen ausgelassen. Sie waren auch nicht auf dem Caravan Salon in Düsseldorf, der weltweit grössten Campingmesse, anzutreffen. Sie setzen offenbar vorerst mal auf Digital, statt Publikumsmessen. Die europäischen wie auch Schweizer Händler und Messeveranstalter sind nun aber am weibeln und versuchen, Hymer wieder zu Messeauftritten hin zu motivieren.

Natürlich dürfen im Bereich «Campingland Schweiz» die Schweizer Campingplätze nicht fehlen. Diejenigen, die ich letztes Jahr getroffen habe, waren auch wieder dabei. Generell sind aber eher zu wenige Plätze an der Messe vertreten. Mal schauen, wie die Messeleitung für die Zukunft weitere dazumotivieren kann.

Unser Messe-Fazit

Auch im 2021 ist das Interesse an Camping wieder klar vorhanden und gestiegen. Wartezeiten bspw. für Wohnmobile von bis zu 1.5 Jahren sind keine Seltenheit. Das knappe Angebot, meist bedingt aufgrund weltweiter Probleme mit Lieferketten und sich dadurch ergebender beschränkter Lieferkapazitäten wird den Nachfrageüberhang wohl auch im 2022 zum Top Thema machen. Die groteske Situation geht sogar soweit, dass Hersteller Kontingente für die hiesigen Händler festlegen. Sie definieren also, wer wie viele Fahrzeuge erhalten resp. bestellen darf. Krass!!!

Gemäss Messeleitung des Suisse Caravan Salons waren die Hallen mit Herstellern resp. Händlern recht gut gefüllt. Es sollen bis zu 330 Aussteller zugegen gewesen sein. Im Nachgang zur Messe wurden 50’600 Besuchende genannt. Am Presserundgang ging die Messeleitung noch von 30´000 aus. Eine höchst erfreuliche und positive Überraschung, die das ungebrochene Interesse des Schweizer Publikums am Campen aufzeigte. Wir hatten am Donnerstag, an unserem einen Messerundgangstag, auch das Gefühl, dass deutlich mehr Besuchende anwesend waren als im 2020. Alles in allem also eine gelungene Messe für 2021.

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