Das wechselhafte Aprilwetter in der Nordschweiz hat mich zusammen mit Freundin und Hund in den Frühlingsferien zu einem 5-tägigen Campingtrip ins Tessin verführt – schon wieder! Das war bereits mein dritter Campingtrip in die sonnenverwöhnte Südschweiz in weniger als zwei Monaten. Kein Wunder, denn das Tessin mit seinen abgelegenen Tälern, den wunderschönen kleinen Rustico-Dörfchen, den romantischen Altstädten, den tiefblauen Seen, den einsamen Wäldern sowie der abwechslungsreichen Natur machen das Tessin zu einer begehrten Destination. Für diesen Campingtrip nehmen wir uns diverse Rundwanderungen mit Camper und Hund im Tessin vor.
In diesem Artikel stelle ich euch verschiedene, sehenswerte Ausflugsziele inklusive Parkmöglichkeiten für Camper und Wohnmobile vor. Campingplätze werden nur am Rande erwähnt, da wir bei diesem Trip wildcampiert haben. Wo wir jeweils übernachtet haben, werde ich in diesem Artikel nicht verraten, jedoch erfährst du am Schluss das Wichtigste zum Thema Wildcampen. Viel Spass beim Lesen.
Unser Ausflug ins Onsernonetal
Das Onsernonetal gilt als das wildeste Tal des Tessins. Und das zu Recht! Zahlreiche Schluchten, Steilhänge, wilde Bergbäche, abgelegene Maiensässe, rustikale Dörfer aus der Vergangenheit und verwilderte Natur prägen das Tal. Wir haben uns auf den Weg in die Ortschaft Intragna im Centovalli gemacht, ein geschichtsträchtiges Dorf mit dem höchsten Kirchturm des Tessins, welcher erhöht auf einem Felsvorsprung liegt. Trotz der erhöhten Lage fährt hier ein Zug durch, die Centovallibahn. Doch dazu später mehr.
Wir parkieren beim Bahnhof Intragna. Unser Camper passt mit seinen 6 Metern Länge problemlos in ein Parkfeld. Wer mehr Platz braucht, kann auf dem nahegelegenen Parkplatz an der Via Donato Cavalli 8 parkieren.
Rundwanderung Intragna – Loco – Intragna
Unser Ziel ist eine Wanderung auf dem ehemaligen Maultierpfad von Intragna auf der Via della Vose nach Loco und auf der anderen Talseite wieder zurück. Der Wanderweg beginnt mit einem Besuch auf der kleinen Piazza vor der Kirche mit dem hohen Kirchturm. Anschliessend geht es erst Mal eine halbe Stunde lang auf vielen Steintreppen in die Höhe. Unterwegs werden wir immer wieder von einer grossartigen Aussicht auf den in der Ferne gelegenen Lago Maggiore verwöhnt.
Einmal auf der Anhöhe angekommen, führt der Wanderweg bequem durch herrliche Kastanienwälder. Unterwegs kommst du immer wieder an Kapellen und kleinen Ortschaften vorbei. Die Via della Vosa war früher die einzige Route zu den Märkten nach Locarno, wo die BewohnerInnen des Onsernonetals ihre Produkte verkaufen konnten. Heute verbindet eine Autostrasse die einzelnen Dörfer. Auch ein Postauto verkehrt hier ein paar Mal täglich.
Kurz vor Loco wird es wieder etwas steil. Nach 2.5h Wanderzeit erreichen wir Loco und haben knapp das Postauto verpasst. Das nächste fährt erst in zwei Stunden wieder. Wir entschliessen uns dazu, auf einer anderen Route zurück nach Intragna zu laufen. Die ersten 2 Kilometer müssen wir am Strassenrand bis nach Auressio laufen, da es hier aufgrund einer Steilschlucht keinen Wanderweg gibt. Auressio und auch Loco sind übrigens einen kurzen Besuch wert. Hier findest du wunderschöne, schräge Gebäude aus vergessenen Zeiten. In Auressio gibt es ein kleines Tourismusbüro zum Onsernonetal. Ab Auressio führt ein ausgeschilderter, bequemer Wanderweg ohne viel Höhenmeter zurück nach Intragna.
Mein Fazit: Die gemütliche Rundwanderung dauert ca. 4 Stunden und kann auch bei heissen Temperaturen im Sommer gemacht werden, da der Weg grösstenteils durch schattige Wälder führt. Unterwegs findest du in regelmässigen Abständen Wasserbrunnen vor.
Nahegelegene Campingplätze:
- Campingplatz Melezza (Losone)
- Campingplatz Riposo
- Camping Delta (Locarno)
- Camping Piccolo Paradiso (Maggiatal)
Mit der Centovallibahn von Intragna nach Camedo und zurück
Da wir schon beim Bahnhof Intragna parkiert hatten, wollten wir uns eine Fahrt mit der berühmten Centovallibahn nicht entgehen lassen. Die Centovallibahn verkehrt seit 1923 zwischen Locarno und Domodossola in Italien und fährt dabei über 83 Brücken und durch 34 Tunnel. Sie gilt als eine der schönsten und beeindruckendsten Bahnstrecken weltweit. Wir sind von Intragna nach Cameda, der letzten Haltestelle vor der italienischen Grenze, und wieder zurück gefahren.
Mit dem Halbtax Abo kostet diese ca. 35-minütige Panoramafahrt weniger als CHF 5.00 pro Nase. Spektakulär war die Fahrt dann allemal. Der Zug wand sich bspw. entlang von Felswänden, wo es wenige Meter daneben steil den Abhang hinunter ging. Durch Wälder hinduch vorbei an Schluchten und einem Stausee, immer wieder mit Blick auf die zahlreichen Hügel und Seitentäler des Centovallis, genossen wir das Bahnerlebnis in vollen Zügen. Die Centovallibahn bietet sich auch als Verkehrsmittel für Tagesausflüge ins Centovalli an, während der Camper bequem in Locarno oder in Intragna parkiert bleiben kann. Was es im Centovalli, dem Tal der hundert Täler, alles zu erleben gibt, erfährst du über diesen Link.
Nahegelegene Campingplätze:
- Campingplatz Melezza (Losone)
- Campingplatz Riposo
- Camping Delta (Locarno)
- Camping Piccolo Paradiso (Maggiatal)
Tegna und Losone
Die Rückfahrt von Intragna nach Locarno führte uns erst nach Tegna und schliesslich nach Losone. Bei Tegna haben wir einen kurzen Zwischenstopp auf dem Parkplatz neben dem Sportplatz gemacht. Wer jetzt denkt, hier kann man wildcampen, hat sich geirrt. Hier gilt ein striktes Nachtparkverbot. Trotzdem lohnt sich ein Zwischenstopp, denn der Parkplatz liegt mitten in einem schönen Wäldchen mit vielen Spazier- und Joggingwegen, ganz in der Nähe vom Ufer der Melezza und nur einen Katzensprung vom bekannten Badestrand Tegna entfernt. Hier findest du garantiert Abkühlung während den heissen Sommermonaten. Für ausgedehnte Spaziergänge empfehle ich die Uferwege entlang der beiden Flussseiten der Melezza.
Im nahegelegenen Losone haben wir ebenfalls neben dem Sportplatz parkiert und uns ans Ufer der nahegelegenen Maggia gewagt. Hündeler aufgepasst: Hier gibt es einen weitläufigen, unglaublich tollen Hundepark, der sich über fast zwei Kilometer entlang des Ufer der Maggia erstreckt und sehr gut besucht ist. Wahrscheinlich können nur Hündeler nachvollziehen, wie einem das Herz aufgeht, wenn ich Filou voller Freude mit anderen Hunden herumtoben sehe.
Von hier aus kannst du entlang der Maggia bis nach Locarno zum Delta spazieren, wo die Maggia in den Lago Maggiore fliesst. Der Weg ist wirklich wunderschön, ein ebenso schöner Spazierweg gibt es auch entlang der anderen Uferseite.
Nahegelegene Campingplätze:
- Campingplatz Melezza (Losone)
- Campingplatz Riposo
- Camping Delta (Locarno)
- Camping Piccolo Paradiso (Maggiatal)
Runderwanderung zur tibetischen Brücke – Giro del Ponte Tibetano
Wer wieder Richtung Gotthard fährt, dem empfehle ich einen Zwischenstopp in der Ortschaft Sementina kurz vor Bellinzona. Von hier aus kannst du nämlich die Rundwanderung zur tibetischen Brücke wandern, die den Hang von Sementina mit dem des Monte Carasso über eine tiefe Schlucht verbindet. Rund 270 Meter lang ist die moderne und längste Hängebrücke der Schweiz. Ganz wohl war es mir beim Überqueren nicht. Schliesslich geht es unterhalb der Holzplanken über 130 Meter in die Tiefe. Aber ein bisschen Nervenkitzel ab und zu hat noch keinem geschadet.
Unser Hund Filou hat die spektakulären Distanzen nicht gross interessiert. Wäre er nicht an der Leine gewesen, wäre er wohl hinüber gerannt. Die Rundwanderung ist abwechslungsreich und führt durch verschiedene Ortschaften, durch Kastanienwälder und über Serpentinen. Es gibt die Möglichkeit, von Fermata Pientina den Abstieg in die Ortschaft Monte Carasso mit der Seilbahn abzukürzen Allerdings fahren da nur zwei Gondeln und es sind jeweils nur 6 Personen pro Gondel zugelassen. Die unnötige Warterei hat mich dazu gebracht, den Abstieg doch zu Fuss zu machen. Es geht eigentlich ganz schnell, aber wer Knieprobleme hat, dem sei der Abstieg nicht empfohlen.
Aussicht von der Brücke aus Filou geniesst die Aussicht
Es gibt diverse öffentliche Parkplätze in Sementina wie auch in Monte Carasso (PP Option 1, PP Option 2 oder PP Option 3. Ich habe etwas ausserhalb neben dem Sportplatz parkiert. Das bedeutet etwa zwei Extrakilometer für die Rundwanderung.
Mein Fazit: Eine erlebnisreiche Rundwanderung für die ganze Familie mit einer Extraportion Nervenkitzel.
Nahegelegene Campingplätze:
Wichtige Regeln für unterwegs
Ob Wildcampen, also das Übernachten im Camper oder im Zelt ausserhalb von Camping- und Stellplätzen, an einem bestimmten Ort erlaubt ist, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Auf diesem Tessin-Trip habe ich leider ganz oft beobachtet, wie Campende das freie Parkfeld neben ihnen besetzt haben, um dort ihre Campingmöbel und den Holzkohlegrill rauszustellen. Sogar dann, wenn der Parkplatz fast voll war. Das ist ein absolutes NoGo und führt leider dazu, dass an immer mehr Orten ein sogenanntes Campingverbots-Schild stehen wird, so dass du dort nicht mal mehr tagsüber parkieren darfst. Wer so «richtig campen» und sich breit machen will, für den gibt es Camping- und Stellplätze.